Situationsbericht der idee+spiel Geschäftsführung

Referat von Otto E. Umbach

Sehr verehrte Gesellschafterinnen und Gesellschafter, meine sehr geehrten Damen und Herren!

Wir leben in turbulenten Zeiten. Seit unserer idee+spiel-Gesellschafterversammlung vor einem Jahr ereigneten sich bislang kaum vorstellbare Dinge. Sie alle bewegten uns heftig – zumindest medial –, und es zeichnet sich ab, dass auch künftig vieles an unserem Optimismus zerren wird.

Otto E. Umbach, Sprecher der idee+spiel-Geschäftsführung

Zuerst einige Schlaglichter der Tränen: Riesige Unternehmen wie General Motors und Arcandor gingen in den letzten 12 Monaten pleite. Quelle wurde sogar in der Insolvenz noch insolvent. Chile wurde von einem gewaltigen Erdbeben heimgesucht. Erschütternde Berichte erreichten uns aus Afghanistan. Die Aschewolke vom Vulkan Eyjafjallajökull stoppte europaweit den Flugverkehr. Die Geburtenzahlen in Deutschland sind nochmals um 3,6% gesunken. Der €uro verlor zum US-Dollar rund 20%. Schummler verursachten unvorstellbar hohe Milliarden-Risiken für unser Land – die €uro-Währungsunion wurde damit zur Transferunion. Die neu gewählte Bundesregierung erreichte einen Popularitäts-Negativrekord – und bricht zentrale Wahlversprechen. Horst Köhler wirft sein hohes Amt hin. Und Amerika leidet unter der größten Umweltkatastrophe der Weltgeschichte …

An solchen schlechten  Nachrichten könnte man verzweifeln, gäbe es nicht auch erfreuliche Themen! Die letzten 12 Monate sorgten nämlich durchaus für etwas Glanz in vielen Augen: Die Welt-Konjunktur fährt auf dem Weg der Erholung. Barak Obama erhält den Friedensnobelpreis. Die Schweinegrippe-Epidemie ist Geschichte. Schumi erklärt sein Comeback in der Formel 1. Das neue iPad wird rund um den Globus zum statusträchtigen Bestseller. Der schwache €uro beflügelt die europäischen Exporte in die Dollarmärkte. Lena schaffte das Eurovision-Sommermärchen. Und Millionen Fußball-Fans fiebern in diesen Tagen auf ein hoffentlich kommendes Sommermärchen Nr. 2 – bei der WM in Südafrika.

Auch in der Spielwarenindustrie lagen in den letzten Monaten Tränen und Freude oft sehr eng zusammen: Die Umsätze mit Videogames marschierten weltweit rückwärts, während viele klassische Spielzeuge im „hausgemachten LEGO-Sog“ einen Sprint hinlegten. Dabei darf nicht übersehen werden, dass auch LEGO noch vor kurzer Zeit wegen grober strategischer Fehlentscheidungen auf der finanziellen Intensivstation lag. Nach der Besinnung „auf die eigenen Wurzeln“ zählte LEGO 2009 wieder zu den bestverdienenden Herstellern weltweit.

Nach MÄRKLIN meldete im letzten Jahr FALLER Insolvenz an. Auch diese beiden Unternehmen scheiterten nicht an einem fehlenden Markt, sondern an ihren Managementfehlern der früheren Jahre. Und ich bin überzeugt: Hätte die Modell-eisenbahn-GmbH (ROCO) 2008 nicht FLEISCHMANN gekauft, wäre auch dieser traditionsreiche Hersteller – aus vergleich-baren Gründen – inzwischen insolvent. Während FALLER bereits wieder seinen festen Platz als Familienunternehmen eingenommen hat und FLEISCHMANN aktuell von „ROCO“ mit Millionenaufwand zukunftsfähig aufgestellt wird, liegen die künftigen Eigentümerverhältnisse unseres größten ZR-Lieferanten – MÄRKLIN – leider noch immer „voll im Nebel“. Für mich steht dennoch fest: Die bekannten Hersteller-Marken MÄRKLIN, TRIX, LGB, ROCO und FLEISCHMANN wird es auch in der Zukunft geben. Voraussetzung dafür ist, dass man sich bei diesen Firmen bald darauf einstellt, die Begriffe „Innovation, Qualität, Service und Service-Qualität“ in dem Sinne zu verstehen und zu realisieren, wie es längst vom beratenden Leistungs-Fachhandel – und nicht zuletzt von den Konsumenten – erwartet wird.

Ausgeprägte Firmenkonjunkturen mit starken Ausschlägen nach oben und unten begleiten uns in dem schon immer sehr wichtigen, beratungsintensiven HOBBYTEC-Sortiment Flug-, Schiffs- und Fahrzeug-Modellbau. Während der Boom bei Kleinhubschraubern abflacht, sind nun anspruchsvollere, aber dennoch problemlos zu fliegende Drehflügler gefragt. Die  Umsatz-Gewinne bzw. -Verluste der Hersteller resultieren vor allem aus hochwertigen Funkfernsteuerungen im Gigaherz-Bereich. Hier haben sich die Hersteller-Marktanteile in den letzten Monaten geradezu dramatisch neu verteilt. Die aktuellen Hauptgewinner im Modellbausortiment heißen KYOSHO und HORIZON.

In dem weitgehend von NINTENDO, SONY und MICROSOFT beherrschten Videokonsolen-Markt gibt es oft Adrenalin pur. Trotz wachsender verkaufter Mengen gehen die Umsätze zurück, weil die Preise schneller sinken, als die Nachfragen steigen. NINTENDO hat soeben eine neue Preissenkungs-runde bekannt gegeben. Dazu gibt es im Handel einen knochenharten Wettbewerb bei Kernartikeln. Der wirkliche „Feind“ des Games-Fachhandels heißt dabei allerdings längst nicht mehr „Mediamarkt“, sondern „AMAZON“. Währungs-bedingte Billigangebote aus England beeinträchtigen zudem die Verkäufe – und die Hersteller zucken höchstens mit den Schultern. Die Freaks, und ebenso der Handel, warten dennoch sehnsüchtig auf die nächste Konsolengeneration mit bewegungssensitiven Steuerungen. Bei der Xbox heißt das neue Projekt „Natal“, bei SONY PS3 „Move“. Auch für Spielwarengeschäfte, die nur ein „Kindersortiment“ führen, wird das Thema Games bald wieder richtig spannend – NINTENDO bringt ein revolutionäres „3DS-Handheld“ mit völlig neuartigem 3D-Bildschirm. Unsere Marketinglinie McMEDIA entwickelt sich in der Partnerzahl  weiter erfreulich. Kürzlich konnten wir das 100. McMEDIA-Geschäft begrüßen. Seit Anfang Juni steht auch die komplett neue McMEDIA-Internetplattform im Netz – mit einer Informationsfülle und Aktualität, die im Gamesmarkt absolut einzigartig ist!

Die klassischen Spielwaren-Sortimente haben unseren Mitgliedern 2009 beachtliche 6 % Umsatzzuwachs beschert. Von Januar bis Mai dieses Jahres setzte sich dieser erfreuliche Trend mit + 5 % fort. Diese sehr gute Entwicklung wird allerdings von wenigen Firmenkonjunkturen getragen. Neben den Direktlieferanten LEGO, COPPENRATH, GIOCHI PREZIOSI und STADLBAUER schafften vor allem unsere Direktimporte und Gemeinschaftseinkäufe sowie der neue Count-Down-Shop heftige Spielwaren-Umsatzsprünge. In den ersten fünf Monaten 2010 verzeichnen wir im idee+spiel-eigenen Waren-geschäft eine Umsatzsteigerung von satten 37 %! Durch innovative Marketingaktionen wie …easy Profit!-OSV, SSV und WSV kreieren wir immer häufiger eigene Konjunkturen für unsere Mitglieder. Dieses ist auch unser Ziel für die kommende Weihnachtssaison. Im Fokus stehen vor allem starke Mehrwert-Angebote zum 33. idee+spiel-Geburtstag.

Vor bald 33 Jahren, am 9.10.1977, wurde unser Verbund von 33 weitsichtigen Fachhändlern gegründet. Dieses „besondere Jubiläum“ feiern wir in den Mitgliedsgeschäften 66 Tage           lang mit einem Marketing-Feuerwerk und 66 Top-Produkten, die den Kunden mindestens  33 % Preisvorteil versprechen.

Bei vielen dieser 66 Jubelartikel handelt es sich um völlig neue Exklusiv- und Eigenmarkenprodukte, mit denen sich die idee+spiel-Mitglieder konkurrenzlos profilieren können. Die 66 idee+spiel-Jubiläumsartikel ziehen sich durch alle unsere Weihnachts-Ratgeber, -Kataloge und -Prospekte. Sie werden unübersehbar flankiert von der massivsten Gemeinschafts-werbung, die je ein Spielwarenverband für seine Anschluss-häuser inszenierte! Im November und Dezember werden wir sowohl auf Kinder- als auch Erwachsenen-TV-Sendern unsere pfiffigen Exklusivartikel emotional bewerben, und bei den Kunden Kauflust wecken. Sowohl für die Print- wie TV-Werbung setzen wir jeweils Millionen-Etats ein, ohne dass die Mitglieder dazu einen finanziellen Beitrag leisten müssen! Wir sind sicher, durch diese Aktivitäten den Anschlusshäusern in der alles entscheidenden Weihnachtssaison eine fantastische Profilierung und Verkaufsförderung zu verschaffen, wie sie die einzelnen Geschäfte niemals selbst erreichen könnten.

Der Optimismus in die Wirkung unserer Marketingaktivitäten wird von den Mitgliedern eindeutig geteilt. Die uns bereits vorliegenden Gemeinschaftseinkaufs-, Import- und 33-Jahre-Aufträge für die Weihnachtssaison 2010 liegen um 29,7% über den Bestellwerten 2009, die ihrerseits schon um 25% höher lagen als 2008. Zum Glück hatten wir für die Importe rechtzeitig in größerem Umfang US-Dollar gesichert, sodass wir die im April kalkulierten Sonderpreise garantieren können.

Durch die Valutierung aller idee+spiel-Weihnachtslieferungen auf den 15. Dezember – unter Skonto-Abzug somit erst am 27.12.2010 von den Mitgliedern zu bezahlen – haben wir in der Branche eine weitere zukunftsorientierte Benchmark gesetzt. Wir hoffen, dass sich auch unsere Vertragslieferanten künftig an diesem Datum orientieren werden und so einen entscheidenden Beitrag dazu leisten, dem Fachhandel die schwierige Finanzierung des Saisongeschäftes zu erleichtern.

Mit den für alle Anschlusshäuser besonders renditeträchtigen idee+spiel-Importen steht unser Team fast täglich vor neuen Herausforderungen. Diese haben sich jüngst dramatisch verschärft. Innerhalb von 6 Monaten hat der €uro gegenüber dem US-Dollar um rund 20 % an Wert verloren – alle Asiengeschäfte müssen aber mit Dollar bezahlt werden. Die Container-Frachtkosten haben sich während eines Jahres verdreifacht, auch sie werden auf Dollarbasis abgerechnet. Parallel dazu steigen leider auch die Rohstoffpreise. Und China – dem weltgrößten Produktionsland für Spielwaren, Sport- und Geschenkartikel, das derzeit ein Wirtschafts-wachstum von fast 15 % erreicht – gehen die Arbeitskräfte aus; dadurch verlängern sich die Lieferzeiten der Fabriken nicht selten um Monate. Die chinesischen Hersteller reagieren darauf marktwirtschaftlich mit weit höheren Löhnen für die Mitarbeiter, was natürlich nicht ohne Wirkung auf die Preise bleibt. Durch die verschiedenen Kostensteigerungen und die €uro-Schwäche werden einzelne Produkte aus Asien bis zu  30 % teurer. Mit Ausnahme der Hersteller großvolumiger Artikel und von Kunststoffprodukten, die „fast fertig aus der Maschine fallen“, wird die europäische Spielwarenindustrie wohl nur im Export von diesen Veränderungen profitieren.

Die meisten Spielwaren-Hersteller, der Handel, und ebenso unser Verband als der Inverkehrbringer zentral importierter Produkte, stehen vor einem noch weitaus größeren Problem, dessen Folgen zudem derzeit nicht absehbar sind. Die EU-Kommissionen sowie die europäischen Vollzugsbehörden fordern nämlich sinngemäß: „Spielzeuge, die eine hohe Anziehungskraft auf Kinder unter 3 Jahren ausüben, müssen den Anforderungen für Kinder unter 3 Jahren entsprechen – auch wenn sie für diese Altersgruppe nicht vorgesehen sind. Ein Warnhinweis > Nicht geeignet für Kinder unter 36 Monaten < – bisher vorgesehen für Spielzeuge, die für Kinder unter 3 Jahren gefährlich sein könnten – ist nicht mehr vertretbar.“ Derartige Spielzeuge sind also trotz Warnhinweis nicht mehr verkehrsfähig. Stellen Sie sich als typisches Produkt die altbekannten 8-Knopf-Steine von LEGO vor – sie können auch für Kinder unter 3 Jahren attraktiv sein. Oder denken Sie an die vielen schönen Kleinteile in PLAYMOBIL-Packungen. Sogar die meisten Spiele enthalten relativ kleine Teile wie Spielfiguren oder Würfel, die von Kindern unter drei Jahren begehrt – und verschluckt – werden könnten. Sollte das alles in der Zukunft nicht mehr verkauft werden dürfen?

Wegen ihres emotionalen Mehrwertes werden Spielwaren von staatlichen Stellen schon lange am höchsten reglementiert und kontrolliert. Wir nehmen das Thema Spielzeugsicherheit sehr ernst. idee+spiel war deshalb auch der erste Verband, der eigene Mitarbeiter zu „zertifizierten Fachkräften für Spielzeug-Sicherheit“ ausbilden ließ. Unsere zwei Sicherheits-experten, die regelmäßig an Weiterbildungen teilnehmen, erledigen eine Reihe von Tests in der idee+spiel-Zentrale. Ein bewusst einfaches Beispiel: Alles was in den sogenannten „Prüfzylinder“ passt, wird für Kinder unter drei Jahren (wegen verschluckbarer Kleinteile) nicht zugelassen. Jetzt geht es den EU-Kommissionen aber zusätzlich um den sogenannten „möglichen vorhersehbaren Missbrauch“. Wer weiß, dass kleine Kinder von fast allen Spielzeugen magisch angezogen werden, könnte den Glauben an unsere Branche verlieren. Ob in Brüssel noch rechtzeitig Beamte mit „gesundem Menschen-verstand“ aufwachen (falls es solche überhaupt gibt), steht in den Sternen. Wir müssen deshalb darauf vertrauen, dass der DVSI, der u.a. auch die Interessen der meisten deutschen Spielwarenhersteller bei der EU vertritt, bald eine ausreichend starke Lobby aufbaut, die den u.E. völlig überzogenen Trend umkehrt – und wieder für „Augenmaß“ sorgt!

Es zeigt sich einmal mehr, dass nur starke Zusammen-schlüsse in der Lage sind, den Herausforderungen der Politik und Wirtschaft wirkungsvoll zu begegnen. Deshalb gibt es nach meiner Überzeugung für den inhabergeführten Handel auch nur eine einzige Alternative zur Verbundgruppe, das ist die noch bessere Verbundgruppe.

Unser Anspruch ist es, für die Mitglieder in allen Geschäftsfeldern das Beste zu erreichen. Daran arbeitet das gesamte idee+spiel-Team kontinuierlich mit hoher Motivation. Unser Verband repräsentiert nicht nur in der Mitgliederzahl und im zentralregulierten Umsatz längst die klare Nr. 1 der Branche. Auch in den Spezialisten-Segmenten EUROTRAIN, McMEDIA, AUTODROM, HOBBYTEC und smARToys stellen wir jeweils den Marktführer. Zweifellos ist idee+spiel gleichzeitig auch noch die effizienteste Verbundgruppe. Wir wissen aber auch, dass wir diesen Vorsprung nur dann sichern und aus-bauen können, wenn alle zu weiteren Veränderungen bereit sind.

Um optimale Arbeitsabläufe und bestmögliche innerbetrieb-liche Kommunikation zu schaffen, werden deshalb bereits im Juli/August die meisten idee+spiel-Mitarbeiter innerhalb der Zentrale umziehen. Parallel dazu bauen wir im Hause neue EDV-Strukturen auf und werden in Kürze die idee+spiel-Informationen auf ein eMail- und Online-System umstellen. Das Ziel: Höchste Effizienz im Interesse der Mitglieder.

Dass moderne Prozesse nachhaltige Kosteneffekte bewirken, beweist z.B. unsere digitale Zentralregulierungs-Abwicklung. idee+spiel war (vor 20 Jahren) nicht nur die erste Verbund-gruppe der Branche mit einem bankverbürgten Delkredere, sondern ebenso der Pionier bei der Einführung der Online-Zentralregulierung. Weil dort mittlerweile entscheidende Rationalisierungseffekte erreicht wurden, konnten die auf die Online-ZR-Teilnehmer entfallenden ZR-Kosten seit 1.1.2010 um über 10% gesenkt werden. Dieses führt künftig zu entsprechend höheren Bonusschecks für die Mitglieder –obwohl wir bekanntlich auch bei den Ausschüttungen längst alle anderen Spielwarenverbände weit überflügeln.

idee+spiel sieht sich in der Zukunft weniger als klassischen Verbund, sondern zunehmend als das Kompetenz-Zentrum für den mittelständischen Facheinzelhandel in den Bereichen Spielwaren, Modellhobby, Videogames und Trendsortimente. Wir wollen mehr denn je hoch effiziente Serviceleistungen bereitstellen, vorausdenken und mit unseren Partnern die Marktentwicklungen aktiv gestalten. Dafür haben wir die volle Rückendeckung unserer Gremien und der Mitglieder.

Wichtige Hausaufgaben sind gemacht. Viele neue werden auf die Mitgliedsfirmen und unsere Verbundgruppe zukommen.       Ich bin überzeugt: Nicht zuletzt durch die herausragende finanzielle Unabhängigkeit hat idee+spiel ein denkbar solides Fundament für eine erfreuliche gemeinsame Zukunft.

Wie immer die Rahmenbedingungen in der vor uns liegenden Zeit sein werden, gesellschaftlicher Wohlstand kommt nicht vom Sozialamt. Er kommt von vielen unternehmerischen Erfolgen. Und diese Erfolge kommen von optimistischem Tun. Von der Lust an der Leistung. Von brennender Leidenschaft. Von dauerhaftem Siegeswillen.

Deshalb der Appell an uns alle: „Optimismus ist Pflicht!“