Dr. Volker Schmid auf neuen Wegen

Gut gelaunt bedankte sich Dr. Volker Schmid bei seinen Gästen. Das Bild rechts zeigt die künftige Passion des „Unruheständlers“ in Spe.

Zum Ende des Jahres wird Dr. Volker Schmid nach 21 Jahren seine Tätigkeit für den Deutschen Verband der Spielwaren-Industrie e.V. beenden. Im Rahmen eines Festaktes am 12. Oktober im historischen Rathaussaal in Nürnberg wurde vom Verband und der Spielwarenbranche verabschiedet.

In Festreden gingen der Leiter des Referates Produkt- und Anlagensicherheit, techn. Harmonisierung und Marktüberwachung, Ministerialrat Hatto Mattes vom Bundesministerium für Wirtschaft und der Geschäftsführer des „TransferZentrum für Neurowissenschaften und Lernen“ (ZNL), Michael Fritz, sehr ausführlich auf die Verbindungen ihrer Bereiche mit der Arbeit von Dr. Schmid ein.

Mit Gongschlag verabschiedete Jürgen Huck namens der DVSI-Junioren Dr. Schmid in den „Ruhestand“. Für künftige Messebesuche ist der Roller gedacht.

Direkter beschäftigten sich Jürgen Huck und insbesondere DVSI-Vorstandsmitglied Frank Schneider mit den Leistungen des Verbandsgeschäftsführer.

Für die verbindenden Worte zwischen den einzelnen Programmpunkten sorgte in gekonnter Weise der „DVSI-Sicherheitsbeauftragte“ Jürgen Jagoschinski

Nach dem Studium in Rechtswissenschaften an den Universitäten in Tübingen, Innsbruck, Lausanne und Würzburg promovierte Volker Schmid im Jahre 1976. Als frisch gebackener Rechtsanwalt tat er es seinem Vater gleich und übernahm die Geschäftsführung einiger Wirtschaftsverbände, darunter auch Verbände der Spielwarenbranche. Dr. Schmid war es dann, der die Verbände der Spielwarenbranche im Jahre 1991 zusammenführte und den Deutschen Verband der Spielwaren-Industrie e.V. (DVSI) zur Gründung brachte. Seit 1991 ist er der Hauptgeschäftsführer des Verbandes und hat sich in seiner 21 jährigen aktiven Tätigkeit hohe Anerkennung in der Branche erarbeitet.

Nachstehend die Laudatio von DVSI-Vorstandsmitglied Frank Schneider:

Der Radsport-Fan freute sich ganz besonders über das DVSI-Geschenk: ein professionelles Mountain-Bike für die „neuen Wege“.

<Verabschiedungen haben stets etwas Melancholisches, gerade dann, wenn es sich dabei um Persönlichkeiten handelt, die Vieles geleistet und Großes bewegt haben und einem obendrein persönlich ans Herz gewachsen sind.

Im gleichen Moment besteht aber auch Grund zur Freude und zur Dankbarkeit, sowohl über das Erreichte, als auch über die „Neuen Wege“, welche der Geehrte gehen wird.

Mit den heutigen Feierstunden, wollen wir uns bei einer außergewöhnlichen, ganz besonderen Persönlichkeit aus unserer großen Spielwaren-Familie bedanken:

Beim Gründer und Vater des Deutschen Verbandes der Spielwaren-Industrie e.V.: Dr. Volker Schmid

Gestatten Sie mir nun im Namen aller DVSI-Mitglieder und des gesamten Vorstands, einen kleinen Ausflug in die Vergangenheit, in der ich ausgewählt nur einige wenige, persönlich erlebte Ereignisse, in und um unseren Verband und vor allen Dingen mit Dr. Volker Schmid schildern möchte.

Tief eingeprägt hat sich mir, als mein Vater mich im Jahre 1989 erstmals mitnahm, auf eine Versammlung des Oberfränkischen Spielwarenverbandes, welcher wiederum zum Bayerischen Verband der Spielwaren-Industrie gehörte. Weiterhin hatte die Spielwaren-Industrie in Württemberg und Nord-West-Deutschland jeweils einen eigenen separaten Verband. Im Gegensatz zu anderen Branchen, waren die Verbandsstrukturen unserer Industrie zum damaligen Zeitpunkt noch in der Regionalität stecken geblieben.

Es war aber gleichzeitig eine Zeit des Auf- und Umbruchs, der großen Veränderungen. Der von den Meisten für unmöglich gehaltenen Mauerfall, vollzog sich plötzlich und mit kaum fassbarer Dynamik. Die „Grand Seigneurs“ traditionsreicher Familienunternehmen leiteten damals unseren Oberfränkischen Herstellerverband: Rolf Herrmann als Präsident (Herrmann Spielwaren, Coburg) und Dr. jur. Adolf Schilling in Funktion des Geschäftsführers.

Nicht nur diese beiden Herren stammten aus dem nahen Thüringen, sondern auch viele unserer Mitglieder. Alte Kontakte konnten nun neu belebt werden und im Laufe des Jahres 1990 konnten nun auch die Thüringer mit ihren, aus dem sozialistischen Würgegriff entlassenen, in Privathand zurückgegebenen traditionsreichen Betrieben, Mitglied in unserem Verband werden. Damit wuchs natürlich auch die Notwendigkeit nach Veränderungen in unserer Verbandslandschaft, welche nicht nur aus heutiger Sicht schon lange überfällig war.

Es begab sich schließlich, das wir in unserer nun gewachsenen, aber immer noch recht kleinen oberfränkisch-thüringisch-bayerischen Spielwarenwelt, Besuch bekamen, von einem jungen Rechtsanwalt aus Stuttgart. Er erzählte uns von seiner Idee, die einzelnen regionalen Verbände zusammenzufassen und einen neuen gesamtdeutschen Herstellerverband zu gründen. So sehr dieser Vorschlag „Neue Wege“ zu beschreiten von vielen begrüßt wurde, so kontrovers wurde im Nachgang diskutiert. Nachdem die allermeisten Bedenken bezüglich gewohnter Strukturen, Ämtern, lieben Gewohnheiten und nicht zuletzt finanzieller Fragen geklärt werden konnten, kam ein deutliches Votum für den Eintritt in den neu zu gründenden Verband zustande. Persönlich bin ich heute sehr froh, daß ich damals die Gründung des DVSI miterleben durfte. Wie Sie wissen, blieben die folgenden Jahre ereignisreich. Nicht nur Deutschland, Europa und der ehemalige Ostblock, sondern auch die Spielwarenbranche setzte ihren Wandel mit unverminderter Geschwindigkeit fort. Als eine der sehr früh globalisierten Branchen, setzte sich gerade in der Spielwaren-Industrie, der Trend zur Verlagerung der Produktionsstätten nach Asien, in verstärktem Maße fort. Hersteller mit Produktionsstandort Deutschland wurden mehr und mehr zu einer Minderheit. Bei einer Hauptversammlung des DVSI in Süddeutschland in den frühen 90ern, kam es zum Schlagabtausch. Ein geschätzter Kollege meldete sich zu Wort, trat ans Rednerpult und setzte sich vehement für den Standort Deutschland ein. Dabei fühlten sich Kollegen angegriffen, welche mittlerweile in China produzierten, bzw. produzieren mussten. Lautstarke gegenseitige Beschimpfungen und tumultartige Zustände waren die Folge. Der wortgewandte, vor Charme und Witz nur so sprühende, damalige Präsident Georg Meidenbauer, hatte allergrößte Mühe, die erhitzen Gemüter wieder zu besänftigen und die Versammlung zu einem geordneten Verlauf zurückzuführen. Es sei noch erwähnt, daß der besagte Kollege seit vielen Jahren selbst in China produziert und den DVSI verlassen hat.

Die Namensgebung „Deutscher Verband der Spielwaren-Industrie“ und nicht „Verband der Deutschen Spielwaren-Industrie“ trug den genannten Veränderungen Rechnung und öffnete den Zugang für global agierende, große Unternehmen. Gerne erinnere ich mich an die Zeit, als Dr. Volker Schmid zusammen mit Willi Zapf, in Funktion des Präsidenten, den Verband führten.

Bereits Mitte der 90er Jahre, zeigte der Regulierungsdrang der EU, in Form des drohenden Phtalat-Verbots, seine ersten drastischen Konsequenzen auf Teile unserer Branche. Es folgte eine intensive Zusammenarbeit mit Experten des TÜV-Rheinland, um diesem Problem nach besten Möglichkeiten zu begegnen. Damals wurde ebenfalls begonnen, den Mitgliedern des DVSI Seminare, Beratungen und Dienstleistungen anzubieten. Somit wurde des Aufgaben- und Anforderungsspektrum von Dr. Volker Schmid und des DVSI immer größer und breiter. In einer so unterschiedlichen und vielschichtigen Branche wie der unseren, gibt es ebenso viele, bei weitem nicht immer gleichen Interessen, der einzelnen Mitgliedsfirmen. All dies zu erfassen und zusammenzubringen spannt einen enorm großen Bogen. Es erfordert höchst spezielle Kenntnisse in der jeweiligen Materie um gegebene Problematiken zu verstehen , Lösungen zu erarbeiten und doch „ein gerüttet Maß“ an Weitblick und Abstand, um im richtigen Moment zu handeln und wenn nötig, Schranken zu durchbrechen.

Ein Beispiel für schnelles, weitsichtiges und übergreifendes Handeln von Dr. Volker Schmid, findet sich im Jahr 2001. Auf der Generalversammlung der Spielwarenmesse eG in Hamburg, sollte der Beschluss zur Umwandlung in eine AG gefasst werden. Von vielen Genossenschaftsmitgliedern wurde dieses Vorhaben mit großer Sorge und Ablehnung betrachtet. Auch meine Familie und ich teilten diese Auffassung. Schließlich und endlich, wurde in Hamburg deutlich gegen die Umwandlung in eine AG gestimmt. Der Fortbestand in bekannter Form war gesichert. Es ist Dr. Volker Schmid im entscheidenden Maße zu verdanken, daß die Gegner der AG damals in großer Zahl zusammenfanden und ihr Ziel durchsetzen konnten. Dr. Volker Schmid hat die, die das Richtige wollten zusammengeführt, koordiniert und vermittelt. Das dieses eingreifen und die getroffene Mehrheitsentscheidung richtig war, haben die folgenden Jahre, wie ich meine, bis heute immer wieder bestätigt. Nicht zuletzt die Bankenkrise stellte unter Beweis, daß die Rechtsform der AG, noch lange kein Garant für nachhaltigen Unternehmenserfolg ist.

Im Jahre 2003 fand die Hauptversammlung des DVSI in Rodach (Landkreis Coburg) auf Einladung der dort ansässigen Firma Habermass statt. Dort wurde ich nicht nur für mich völlig überraschend, auf Vorschlag von Paul-Heinz Bruder und Martin Herrmann , zusammen mit Dr. Rainer Noch, in den engeren Vorstand des DVSI gewählt. Ab diesem Zeitpunkt wurde mir immer mehr bewusst, was es so schwierig und anspruchsvoll macht, Geschäftsführer des DVSI zu sein. Mir wurde mehr und mehr klar, was Du damit gemeint hast, lieber Volker, als du sagtest, „diese Branche sei so ungeheuer heterogen.“

Die Herausforderungen, denen der DVSI in den folgenden Jahren gegenüberstand, wurden erwartungsgemäß nicht kleiner.

Im Laufe der kommenden beiden Jahre, gab es Austritte aus dem DVSI, worunter sich sogar die Firma eines Vorstandsmitglieds befand! Der verbleibende Vorstand sah sich zu drastischen Kostensenkungsmaßnahmen veranlasst und beschloss die Schließung des Nürnberger Büros. Dies führte seinerseits wiederum zu berechtigten Beschwerden, der Mitglieder des ehemaligen bayerischen Verbandes. Wer Dr. Volker Schmid kennt, weiß, daß er Schwierigkeiten als Herausforderung sieht und als Chance begreift, um Ideen zu entwickeln und damit „Neue Wege“ zu beschreiten. Immer stärker, richtete Dr. Schmid von nun an den DVSI auf die Rolle des Dienstleisters für seine Mitgliedsfirmen aus. Es galt nun, die Vorteile, den Mehrwert, den dies für uns alle bringen sollte, transparent, verständlich und erlebbar zu machen. Wie wir wissen, hat sich auch dieser Weg als der richtige erweisen. Die Mitgliedsfirmen nahmen dies an und profitierten davon. Es seien hier einige Beispiele genannt. Entsorgung von Verkaufsverpackungen, Elektroschrott-Verordnung, ICTI-Care-Prozess, Ausbildung zur Fachkraft Spielzeugsicherheit, QM-Manager Spielzeugsicherheit, ISO 9001-Zertifizierung, Beratung beim gewerblichen Rechtschutz, Wettbewerbsrecht, Sonderkonditionen für Hotels und Mietwagen, Zusammenarbeit mit Mehr-Zeit-für-Kinder e.V., Spielen macht Schule, Kindertag, Branchentreffen in Mallorca, Vortragsveranstaltungen, Seminare und vieles mehr.

In unserer globalisierten Welt, mit ihren sich ständig wandelnden Bedingungen, brauchen wir den DVSI mehr denn je.

Du, lieber Volker, hast den Verband gegründet, aufgebaut, aufgestellt, ausgerichtet immer wieder verändert und den Herausforderungen und Problemen angepasst.

Du hast den DVSI ausgestattet mit dem Rüstzeug für die Zukunft. Du hast kompetente, motivierte und loyale Mitarbeiter für den DVSI gewonnen, Spitzenfachleute für den DVSI begeistert, denn die Zahl der Fronten, an denen der DVSI kämpfen muss, wird kaum kleiner werden. Schon alleine die bereits angesprochene Regelwut der Politiker in Berlin und Brüssel wird dafür Sorge tragen.

Der größte Erfolgsfaktor des DVSI liegt jedoch im Wesen von Dir, lieber Volker, begründet.

Du bist ein kreativer Querdenker, kein angepasster, kein, wie du es einmal selbst formuliert hast „Grüß-Gott-August“. Du bist ein im besten Sinne kantiger Mensch, der den Mut hat, für sein Ziel, das Wohl des DVSI und seiner Mitglieder, auch einmal anzuecken, wenn es notwendig ist. Ein Visionär wie Du polarisiert mitunter, hat sowohl glühende Anhänger, erntet großen Beifall und erfährt doch ebenso harsche Kritik und eiskalte Ablehnung. Ich glaube, für Dich hat es aber nie einen anderen, einen leichten, bequemen, wiederstandsarmen Weg gegeben.

Franz-Josef Strauß sagte einmal, in der ihm eigenen überdeutlichen und bisweilen derben Art : „Everybodies Darling is everybodies Ars……“. Courage, Mut und Durchsetzungsvermögen sind Eigenschaften, die einen Macher auszeichnen, die einem erst zum Unternehmer werden lassen.

Lieber Volker, du warst, bist und bleibst nicht nur in deinem Herzen ein Unternehmer. Das ist es, was Dich zusätzlich zu Deinen bereits erwähnten Qualitäten ganz besonders macht. Gerade als Geschäftsführer eines Verbandes! Denn ein Unternehmer hat eben nochmal eine etwas andere Sicht der Dinge und auf die Probleme seiner Kollegen, weil er mit Ihnen den Blickwinkel teilt.

So schwer diese Aufgabe für dich manchmal auch war, wie viel Freude, Erfolge aber auch Frustration sie mit sich brachte, so stolz kannst Du mit Fug und Recht auf das Erreichte und Geleistete sein. Und wir Mitglieder können darüber nur besonders froh sein. Du bist in der Tat einer der herrausragendsten Persönlichkeiten, die mir bisher begegnet sind! Und ganz obendrein bist Du auch noch ein „Pfundskerl!“ Es war mir eine große Ehre, mit Dir zusammenarbeiten zu dürfen. Diese Zeit wird mir unvergessen bleiben. Meine Worte vermögen jedoch kaum, all dies zu würdigen und wertzuschätzen, was Du für den DVSI getan hast. Und so wähle ich ein ganz einfaches Wort dafür und spreche Dir im Namen aller ein riesengrosses und besonders herzliches „DANKESCHÖN“ aus !

Für Deine Zukunft, habe ich zunächst den sehr egoistischen Wunsch, dass Du uns auch künftig gewogen bleibst. Für die „Neuen Wege“, die Du gehen willst, wünsche ich Dir, dass diese mit Lebensfreude gepflastert sein werden und sie frei sein mögen von Hindernissen, Sorgen und Problemen gleich welcher Art.

Auf Deine „Neuen Wege“, lieber Volker, möchte ich dir noch zwei Zitate mitgeben: Das erste ist von Marcel Proust: „Versuche stets ein Stückchen Himmel über Deinem Leben freizuhalten“ und noch eines des großen Friedrich Schiller: „Nicht in die ferne Zeit verliere Dich! Den Augenblick ergreife! Der ist Dein!“>