Ver-messen – doppeldeutig im wahrsten Sinne des Wortes oder auch eine Geschichte aus dem richtigen Leben

Alle Märchen beginnen mit „Es war einmal“. So könnte man auch beginnen, wenn man von der guten, alten Zeit der Spielwarenbranche berichtet. Ein Spielwarengeschäft zu betreiben, galt damals (vor einigen Jahrzehnten, als Discounter und Internet noch keine Rolle spielten) fast schon als eine Art „Apotheke“ und wer gar Spielwaren herstellte, der gehörte in der Regel nicht zu den Personen, die man finanziell bedauern musste. Inzwischen hat sich die Situation stark verändert und nicht nur für die Apotheken. Dem Spielwarenhandel läuft – warum wohl? – der Nachwuchs davon und die Hersteller? Na ja, zumindest die Hersteller, die zur kleineren und mittleren Gruppe gehören, würden lieber gestern als heute ihr Unternehmen verkaufen. Einen wesentlichen Anteil an dieser Veränderung ist der staatlichen – national und europäisch -Einmischung zu verdanken, wie z.B. das Thema Spielwarensicherheit. Was hier im Namen der Spielwarensicherheit von sogenannten „Verbraucherschutzorganisationen“ so alles – meist PR-trächtig in der Weihnachtszeit – inszeniert wird, hat SPIELZEUGinternational schon mehrfach kommentiert.

Heute wollen wir allen Interessierten einmal aufzeigen, mit welchen Problemen ein kleiner Holzhersteller konfrontiert wird, bei dem der Chef noch „Mädchen für alles ist“ und solche unangenehmen Dinge nicht einfach so an die dafür bereitstehende Abteilung delegieren kann.

Die Namen der beteiligen Unternehmen, auch die des Prüfinstituts sind SPIELZEUGinternational bekannt.

Hier die von Horst Loquai verfasste „Geschichte aus dem richtigen Leben“, die zwar schon einige Jährchen zurück liegt, aus rechtlichen Gründen aber erst jetzt erzählt werden kann:

„Wir sind ein kleiner Familienbetrieb und erzeugen neben unseren Miniaturspielzeugen und Spielen auch als Zulieferer trommelpolierte Holzteile für Spiele. Seit 1972 haben wir stets aktuelle Prüfberichte von Laboren. Dies für alle unsere Produkte, sowie aller Materialien die bei uns eingesetzt werden.

Von einem Spielehersteller erhielten wir einen Auftrag mit sehr kurzem Liefertermin. Wir fertigten über 60.000 großformatige extrem maßhaltige Spieleteile aus Ahorn, welche trommelpoliert wurden. Zu Beginn der Fertigung sandten wir eine kleine Mustermenge an unseren Kunden, welche nach einer Woche als gut und in Ordnung bestätigt wurden. Zu diesem Zeitpunkt lief bei uns bereits die letzte Oberflächenbehandlung.

5 Wochen nach Auslieferung kam vom Kunden telefonisch eine Reklamation. Bei einem Test seien in der Farbe der Teile zu hohe Werte von Phtalaten (Weichmacher) gemessen worden.

Wir widersprachen diesem Vorwurf. Wir konnten für unsere eingesetzten Farben unserer Lieferanten wie z.B. Enolit und Nitrolack Prüfzeugnisse vorlegen. Auch für Stücke aus unserer eigenen Produktion.

Unser Kunde verlangte die Rücknahme der Ware, welche wir abgelehnt haben.

Erst nach diesem Vorgang erfuhren wir Details der Produktion des Spiels, welche uns als Zulieferer eigentlich nicht berühren sollten. Unser Part war nur Lieferung der Holzteile.

Der Vorgang:

  • Wir bekamen den Auftrag, weil China momentan nicht lieferte.
  • Unser Kunde war Zulieferer für einen großen Spieleverlag.
  • Dieser Verlag lieferte wiederum an einen Discounter
  • Der Discounter exportierte das Spiel innerhalb Europas.

Die uns unbekannte und unnötige Prüfung veranlasste der Spieleverlag, welcher ein Prüfinstitut beauftragte.

Uns wurden 3 Messergebnisse vorgelegt mit Werten von 0,06; 0,17 und 0,21.

Die Prüfung erfolgte erst, nachdem der Discounter bereits knapp die Hälfte der Ware unbeanstandet exportiert hatte.

Wir vereinbarten eine Krisensitzung mit unserem Kunden in den Räumen des Prüfinstituts. Auf unsere Frage, wie es zu den extrem verschiedenen Messergebnissen kommt antwortete der leitende Herr des Labors:

Durch die verschieden hohen Mengen des Materials, welches durch abschaben gewonnen wird ergeben sich die Unterschiede bei den Messwerten. Außerdem müsse vermutet werden, dass wir verschiedene Materialien eingesetzt hätten.

Wir konnten jedoch Nachweisen, dass wir die Oberfläche mit Material identischer Produktionschargen unserer Lieferanten ausgeführt haben.

Die Herren des Prüfinstituts boten an, unsere Muster erneut zu Prüfen, worauf wir Lack und Farbe nochmals in flüssiger Form und in vorher ausgekochten Gläsern an das Labor geschickt haben. Die verwahrten Muster haben wir als unsere identifiziert.

Nach wenigen Tagen bekamen wir die Ergebnisse dieser Nachprüfung. Die neuen Werte lagen nun zweimal bei 0,03 und einmal bei 0,26. Die Proben, die bei der ersten Prüfung 0,17 und 0,21 auswiesen lagen nun beide bei 0,03. Dem Bericht des Labors war hinzugefügt, dass man annehme, bei der Fertigung seien mehrere Firmen beteiligt gewesen. Auch wurde uns mitgeteilt, das Prüfinstitut sei weltweit akkreditiert. Man mache täglich hunderte solcher Prüfungen und Fehler seien ausgeschlossen.

Neben diesen Prüfungen liefen zwischen unserem Kunden und uns auch die Auseinandersetzungen über die Anwälte. Wir konnten mit hohem Aufwand jede Schadensforderung abwenden.

Die abenteuerlichen, nicht nachvollziehbaren und schlampigen Messungen des Prüfinstituts führten zu enormen Schäden. Für alle notwendigen Handlungen mussten wir eine Summe aufwenden, welche den halben Warenwert betrifft. Unser Kunde hatte einen Schaden, der das Fünffache übertraf. Er musste dem Verlag (seinem größten Kunden) alle Aufwendungen erstatten.

Unser Kunde und dessen Kunde haben bei uns keinerlei Fragen gestellt. Wir hätten alle Testberichte vorlegen können, womit man wiederum alle Vorwürfe und Vermutungen hätte entkräften können. Somit wurde gegen jede persönliche; menschliche und auch juristische Schadensminderungspflicht verstoßen.

Loquai Holzkunst“