DVSI will wachsen und weiter „Kante“ zeigen

„Heiße“ Themen wie Spielzeugsicherheit, Nachhaltigkeit oder die Förderung der Spielkultur sowie die Arbeit an einem klaren Profil und den Serviceleistungen gehen dem Deutschen Verband der Spielwarenindustrie auch in den nächsten Jahren nicht aus. Das betonte DVSI-Geschäftsführer Ulrich Brobeil auf der Mitgliederversammlung in Nürnberg, die vom 3. bis 4. Juli 2019 bei Europas führender Verbundgruppe, der VEDES, stattfand. Brobeil präsentierte den Mitgliedern ein inhaltlich wie wirtschaftlich sehr erfolgreiches DVSI-Jahr 2018, das von einer Vielzahl von Projekten geprägt war. Einen spannenden wie kritischen Blick auf Chinas Expansionsbestrebungen im Rahmen der „Neuen Seidenstraße-Strategie“ warf der Inhaber des Lehrstuhls für Ostasienwirtschaftan der Universität Duisburg-Essen, Prof. Dr. Markus Taube.

Typisches DVSI-Kaiserwetter und eine prima Stimmung prägten am Mittwochabend das „Get-together“ der rund 80 DVSI Mitglieder und Gäste im Bootshaus am Nürnberger Dutzendteich, bevor es am Donnerstagmorgen in der VEDES-Zentrale in medias res ging. VEDES-Konzernlenker Dr. Thomas Märtz, der in seiner Begrüßung die Transformation seiner Verbundgruppe von einer traditionellen Einkaufsgesellschaft zu einer modernen Dienstleistungszentrale skizzierte, gab mit „Gemeinsam statt einsam“ gleich das Thema der Tagung vor. DVSI-Geschäftsführer Ulrich Brobeil griff es mit „Zusammen unterwegs“ auf. In seinem Rechenschaftsbericht machte Brobeil deutlich, dass der DVSI diePlattform für den Austausch und Dialog untereinander ist und dass gerade die heterogene Struktur der Mitglieder zu den großen Stärken des Verbandes zählt. Neben dem Dialog zählen Positionierung, Interessenvertretung nach Außen, das vielfältige Serviceangebot sowie die interne und externe Kommunikation zu den zentralen Aufgaben des DVSI. 

Der DVSI-Geschäftsführer verwies bei der Vorstellung der „Strategie 2025“ auf fünf Schwerpunkte, die in den kommenden Jahren neben der Spielzeugsicherheit die Arbeit des Verbandes prägen werden. Dazu zählten die Themenkomplexe Nachhaltigkeit, menschwürdige Arbeitsbedingungen, die Förderung der Spielkultur, der Brexit sowie auch die rechtssichere Klärung der Systembeteiligungspflicht im Rahmen des neuen Verpackungsgesetzes. „Beim Thema Nachhaltigkeit,“ so Brobeil, „sind wir auf einem guten Weg, wie die von uns unterstützte bio!TOY-Konferenz gezeigt hat. Als Verband müssen wir eine Klammer schaffen, damit wir mehr in Kreisläufen denken.“ Hinsichtlich der Förderung der Spielkultur kündigte Brobeil ein Trägermodell an, das von relevanten Akteuren in der Spielwarenbranche getragen werden soll. Außerdem will der DVSI bis 2025 rund 50 neue Mitglieder gewinnen, um „die fiskalische und organisatorische Gesundheit“ weiter zu stärken. Der Verband schloss das Geschäftsjahr mit einem Plus ab. „Wir haben gut gewirtschaftet“, sagt Brobeil. Der Jahresabschluss wurde einstimmig genehmigt, Vorstand und Geschäftsführung entlastet.

Aufgrund des Ausscheidens von Frédéric Lehmann, ehemaliger Geschäftsführer der Lego GmbH, und Jörg Vallen, Geschäftsführender Gesellschafter der Busch GmbH & Co. KG, aus dem Engeren Vorstand des DVSI stellten sich Karen Pascha-Gladyshev, Nachfolgerin von Lehmann an der Spitze Legos, sowie Dr. Rainer Noch, Geschäftsführender Gesellschafter der Noch GmbH & Co. KG und bisher Mitglied im Erweiterten Vorstand, zur Wahl. Beide Kandidaten wurden gewählt. Zugleich kündigte Ulrich Brobeil einen „Paradigmenwechsel“ in der Zusammenarbeit mit dem BVS an. Um Ressourcen effektiv zu nutzen und Kompetenzen zu bündeln führen beide Verbände ab nächstem Jahr eine gemeinsame Jahresveranstaltung durch. Die nächste DVSI-Mitgliederversammlung findet somit am 1. bis 2. Juli 2020 in Köln statt; am 7. bis 8. Juli 2021 ist dann der DVSI in Nürnberg Gastgeber des Branchentreffens. „Die Sondierungen im Vorfeld der Mitgliederversammlung haben klar gezeigt“, begründet Ulrich Brobeil diesen Schritt, „dass unsere Mitglieder die Kooperation ausdrücklich begrüßen.“

Ein chinesisches Jahrhundert vor der Tür?

Die Machtverhältnisse zwischen Europa und China verschieben sich. Mit gewaltigen In­vestitionen in Asien und Europa sowie der Erschließung neuer Handelsrouten will ein alterndes und an die Grenzen des Wachstums stoßendes China der eigenen Wirtschaft in den kommenden Jahren zusätzliche Wachstumsimpulse geben und die landesweite Ungleichheit bei der wirtschaftlichen Entwicklung reduzieren. Vor allem mit der „Belt and Road-Initiative“, bekannt als „Neue Seidenstraße“, versucht China seine globale Gestaltungs- und Wirtschaftsmacht auszubauen, indem es entlang der neuen Routen in strategisch relevanten Regionen neue Wirtschaftsräume für sich entwickelt. Die Neue Seidenstraße ist zentraler Bestandteil von Xi Jinpings Außenpolitik, um den Einfluss Chinas in den Nachbarregionen und darüber hinaus auszubauen. Die Seidenstraße, jahrhundertelang vom Westen geprägte Lebensader zwischen Europa und dem Land der Mitte, droht dabei in die Hände Chinas überzugehen.

Das waren die zentralen Thesen des Vortrags von Prof. Dr. Markus Taube, Lehrstuhlinhaber für Ostasienwirtschaft an der Universität Duisburg-Essen. „In den nächsten fünf bis zehn Jahren wird sich entscheiden“, so Prof. Taube in seinem spannenden, inspirierenden Vortrag ‚Die neue Seidenstraße – ein Strategiespiel für Fortgeschrittene’, „ob China eine Führungsrolle in einem neuen Wirtschaftsraum einnimmt.“ Der Ostasienexperte machte deutlich, dass „China kein Partner mehr ist, sondern ein Systemkonkurrent.“ Alle Versuche des Westens, einen Wandel durch Handel herbeizuführen, seien gescheitert. Europa, das zwar seit vielen Jahren mit Entwicklungshilfe in Ländern an der „Belt and Road“ engagiert ist, müsse seine Leistungen stärker in den Vordergrund stellen.