Aus aktuellem Anlass fasste der deutsche Verband der Spielwarenindustrie (DVSI) den Stand dieser Problematik in den Ländern Frankreich, Spanien und Deutschland zu einer Information zusammen. Ende September erneuerten Spielwarenhersteller, Einzelhändler, der französische Conseil supérieur de l’audiovisuel (CSA; dt. Hoher Rat für audiovisuelle Medien) und die Union des Marques (UDM; dt. Markenverband) als Mitgliedsverband der World Federation of Advertisers (WFA; dt. Weltverband der Werbetreibenden) sowie Regierungsvertreter ihre freiwillige Selbstverpflichtung gegen Geschlechterstereotype im Spielwarenmarketing aus dem Jahr 2019, indem sie die Charta für eine gemischte Darstellung von Spielwaren, Edition 2020 unterzeichneten. Die jeweiligen Interessenvertreter verpflichten sich u.a. dazu:das Design von Produkten, Spielwarenbeschreibungen und Bildmaterial zu änderngeschlechterspezifische Abschnitte in Katalogen und auf Websites zu entferneneine gemischte Darstellung von Spielwaren in der Werbung zu gewährleistenTools zu unterstützen und zu entwickeln, mit denen Hersteller ihre Produkte ohne Geschlechterstereotype bewerben könnendie breite Öffentlichkeit entsprechend zu sensibilisieren. Ferner arbeiten die Unterzeichner an der Entwicklung: eines praktischen Leitfadens zur Gestaltung von Produkten und Katalogen, Verkaufsstellen und der Organisation von Händler-Websiteseines bis 30. November 2020 zu veröffentlichenden Schulungsmoduls, mit dessen Hilfe Verkaufsmitarbeiter Käufer auf der Grundlage des Alters oder der Interessen eines Kindes anstelle des Geschlechts beraten könneneines Berichts über die Umsetzung dieser Selbstverpflichtungen, der im Januar 2021 von der französischen Fédération des Commerces spécialistes des Jouets et des Produits de l’Enfant (FCJPE; dt. Verband des Fachhandels für Spielwaren und Kinderprodukte) und der Fédération du Commerce et de la Distribution (FCD; dt. Verband für Handel und Vertrieb) veröffentlicht werden soll. Was sind die nächsten Schritte in Frankreich? Das nächste Treffen aller Unterzeichner findet im März 2021 statt und dient der Überprüfung der erzielten Fortschritte. Was tut sich in anderen europäischen Ländern? Im März 2019 kündigte das spanische Verbraucherministerium Pläne für die Regulierung der Werbung für Spielwaren für Kinder und Jugendliche an, mit der geschlechtsspezifische Botschaften aus der Werbung verbannt werden sollen. Die Asociación Española de Fabricantes de Juguetes (AEFJ; dt. spanischer Verband der Spielzeughersteller) hat eine Kommission für Geschlechtergleichheit gegründet und plant die Einführung einer Leitlinie zu diesem Thema. Was sind die Maßnahmen der WFA? Die WFA ist Gründungsmitglied der „Unstereotype Alliance“ zur Bekämpfung von Stereotypen in der Werbung. Im Rahmen dieser Selbstverpflichtung hat die WFA einen Leitfaden für moderne Geschlechterdarstellungen konzipiert sowie einen Ratgeber zu Diversität und Inklusion im Marketing. Zudem veranstaltet die WFA am 18. November 2020 ein Online-Meeting zum Thema „Responsible Advertising and Children“ (RAC). Anmelden kann man sich jetzt schon hier. Was tut sich in Deutschland? In Deutschland hat diese Thematik (noch) keine vergleichbare Dynamik angenommen. Der Fokus der Debatten um Genderneutralität liegt derzeit insbesondere auf der sprachlichen Regelung. Über die vergangenen Jahre wurde die Frage nach genderneutralem Spielzeug medial regelmäßig aufgegriffen, wobei „Genderforscher und Feministinnen [….] aggressives Gender-Marketing [beklagten]“ (siehe Beitrag im Deutschlandfunk vom 10.08.2019 – Prägt Spielzeug die Geschlechter?). Die Bundesregierung beschloss am 8. Juli 2020 die von Bundesfrauenministerin Dr. Franziska Giffey vorgelegte nationale Gleichstellungsstrategieund erklärt darin ihre Bestrebung „stereotype Rollenbilder bei der Darstellung von Frauen und Männern, speziell in Filmen und in der Werbung, bekämpfen“ zu wollen. Der Deutsche Kulturrat legte im August diesen Jahres einen Forderungskatalog zur Herstellung von Geschlechtergerechtigkeit in Kultur und Medien vor. Der Spitzenverband der deutschen Kulturverbände fordert darin u.a.„in der frühkindlichen und außerschulischen Bildung sowie an den allgemeinbildenden Schulen bei jeglichem Lehrmaterial – sowohl mit Blick auf den Inhalt als auch die Gestaltung – sowie der pädagogischen Methodik darauf geachtet wird, nicht stereotypisierte Vorbilder zu präsentieren.“ Erfahrungsgemäß schwappen die Entwicklungen in Frankreich aber über kurz oder lang nach Deutschland (siehe Lieferkettengesetz; Chemikalienregulierung). Unser politisches Netzwerk ist bereits aktiviert. Zudem planen wir den DVSI Arbeitskreis Genderneutralität. |