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DVSI: Branche erwartet Rekordjahr

Die Deutschen kriegen vom Spielen nicht genug. Spielwaren, die einen hohen Aufforderungscharakter zum Spielen und Basteln bieten, mauserten sich zu einem der beliebtesten Konsumgüter in der Pandemie. Covid 19 ist auch im zweiten Jahr der Pandemie ein Umsatztreiber für den Spielwarenmarkt und die Spielwarenhersteller. Gleichzeitig wirkt Spielen wie ein „Therapeutikum“ in der Krise. Das sind die zentralen Ergebnisse der siebten DVSI-Branchenstudie der Spielwarenindustrie und der aktuellen YouGov-Endverbraucherumfrage zum Thema „Spielen“, die auf der digitalen Branchenpressekonferenz am 30.12.2021 vorgestellt wurden.

Die Spielwarenbranche fährt auch im zweiten Jahr der Pandemie auf der Erfolgsspur. 62% der im DVSI organisierten Unternehmen bewerten ihre Lage derzeit als „gut“ bis „sehr gut“, was eine weitere Steigerung um 4 Prozentpunkte zum Vorjahr bedeutet. Auch für 2022 zeigen sich die befragten Unternehmen optimistisch. Zwar erwartet die Branche, dass es 2022 insgesamt eher zu einer Normalisierung der Marktdynamik kommt, aber 56% bewerten ihre Situation auch für kommendes Jahr weiterhin als „gut“ bis „sehr gut“. Zu den großen Gewinnern zählen wie bereits 2020 große und mittelgroße Unternehmen. Das zeigt die siebte DVSI-Branchenstudie. Ein Grund für die Zuversicht liegt darin, dass die Verbraucher ebenfalls 2022 mitspielen werden, wie die repräsentative, exklusiv für den DVSI erstellte YouGov-Umfrage nahelegt. 2021 haben 40% der Befragten Spielwaren als „Therapeutikum“ genutzt, um besser durch die Krise zu kommen. Insgesamt nutzten 48% der Befragten Spielen für sich und 37% wollen Spielen zukünftig einen größeren Stellenwert in ihrem Alltag einräumen.

Der DVSI-Index im Einzelnen

Die führenden deutschen Wirtschaftsinstitute senken seit Monaten ihre Wirtschaftsprognose für 2021. Sollte die deutsche Wirtschaft noch zu Beginn des Frühjahrs mit 3,7% wachsen, gehen die Institute aufgrund von Lieferengpässen, Materialmangel und Transportengpässen aktuell nur noch von 2,4% aus. Davon unbeeindruckt zeigt sich der deutsche Spielwarenmarkt und das Gros der im DVSI organisierten Spielwarenhersteller. In fast allen Segmenten beurteilten die befragten Unternehmen die aktuelle Lage im Durchschnitt als gut. Zwar spürt auch die wie kaum ein anderer Wirtschaftszweig global aufgestellte Spielwarenbranche die Auswirkungen der hohen Konsumnachfrage bei gleichzeitigen gestörten Lieferketten, dennoch wird der Gesamtmarkt nach Auffassung des DVSI im oberen einstelligen Prozentbereich wachsen.

Höhere Erwartungen an 2021 hegen sogar die DVSI-Mitglieder. Die befragten Produzenten erwarten für 2021 im Schnitt ein Umsatzplus von 11,1%. „Top oder Flop entscheidet sich allerdings auch dieses Jahr auf der Zielgeraden“, so DVSI-Geschäftsführer Ulrich Brobeil, „aber 39% unserer Mitglieder gaben an, dass sie das Weihnachtsgeschäft in diesem Jahr besser bewerten, obwohl 90% mit Problemen bei Materialien, Rohstoffen und Energie kämpfen, gefolgt von 88%, denen Transport und Logistik Kopfzerbrechen bereiten.“ Vor allem seit Jahren, oft sogar seit Jahrzehnten fest im Markt etablierte und bei Verbrauchern bekannte Klassiker dürften für eine insgesamt positive Jahresendrallye sorgen. „Natürlich gehen einzelne Unternehmen mit stark nachgefragten Rennern, TV beworbenen Artikeln und Innovationen ins Weihnachtsgeschäft“, ergänzt Ulrich Brobeil, „aber die meisten Befragten rechnen vor allem mit positiven Effekten für ihr Gesamtsortiment. Viele Verbraucher schätzen das, was sie kennen.“ 

Boom mit zwei Gesichtern

Angesichts der hohen Nachfrage mussten die Spielwarenhersteller nach Jahren der Zurückhaltung ihre Belegschaften 2021 deutlich aufstocken. 43% der Produzenten gaben an, dass sie per Saldo die Mitarbeiterzahl in ihrem Unternehmen erhöht hätten. Mit einem Wermutstropfen müssen sie dennoch kämpfen. Umsatz- und Kostenentwicklung klaffen auseinander. „Die deutlich gestiegenen Aufwendungen in der Supply Chain“, sagt Ulrich Brobeil, „drücken natürlich auf die Rentabilität unserer Mitgliedsunternehmen. Preiserhöhungen werden nicht zu vermeiden sein.“ Mit einer Entspannung an der Kostenfront rechnen die Befragten gegen Mitte kommenden Jahres. 

Ansprüche der Kunden steigen

Keine Überraschung ist, dass erneut der Online-Handel der zentrale Umsatztreiber ist. Das bestätigen 53% der befragten Spielwarenhersteller, die den Online-Handel auch nach der Pandemie weiter auf dem Vormarsch sehen. Diese Einschätzung teilen die Befragten der YouGov-Umfrage im Auftrage des DVSI. So haben in der Pandemie 21% aller Befragten Spielwaren für sich selbst oder ihre Familie sowie 26% Spielwaren zum Verschenken gekauft, vor allem online. Hauptquelle beim Online-Kauf von Spielzeug war Amazon (77%). Immerhin entschieden sich 25% für die Online-Shops des stationären Spielwarenhandels. Rosige Aussicht für die Zukunft des stationären Spielwarenhandels bietet diese Zahl dennoch nicht. Gefragt danach, wie sich die Corona-Pandemie mittel- bis langfristig auf die Besuche in der Stadt auswirken würden, sagten 59% aller Befragten, sie würden auch nach Corona seltener in die Stadt fahren. Nur 8% würden nach der Pandemie wieder stärker im stationären Spielwarenfachhandel einkaufen, aber 8% auf keinen Fall zurückkehren, während 26% tendenziell eher bei online bleiben. 

Preis für die meisten Kunden kaufentscheidend

Die Möglichkeiten des stationären Handels, die Verbraucher wieder in ihre Geschäfte zurückzuholen, sind zudem eingeschränkt. Für 27% ist der Preis immer noch das überzeugendste Argument. Erlebnischarakter (13%) und Events (9%) spielen hingegen beim Verbraucher eher nur eine untergeordnete Rolle, während diese Aspekte bei Beratern und Lieferanten oft ganz oben stehen. Der Preis ist auch bei der Auswahl des Spielzeugs „kriegsentscheidend“, zeigt die YouGov-Umfrage. Mit 54% ist der Preis das wichtigste Differenzierungsmittel, während Qualität und Sicherheit mit 47% „nur“ auf Platz 3 landen und der Aspekt Nachhaltigkeit sogar abgeschlagen auf Rang 8 liegt. „Dass der Preis nach wie vor eine so dominierende Rolle bei der Kaufentscheidung spielt“, sagt Ulrich Brobeil, „hat mich überrascht, auch wenn wir seit Monaten eine hohe Inflationsrate haben. Viele Mitgliedsfirmen erzählten mir in den letzten zwei Jahren, dass der Aspekt Nachhaltigkeit beim Kauf immer wichtiger wird. Denken und Verhalten scheint auch hier noch auseinanderzugehen.“

DVSI-Gf. Ulrich Brobeil wird Mitglied im IETP Governing Board

Mit Übernahme der ICTI Präsidentschaft hat DVSI-Geschäftsführer Ulrich Brobeil nun auch einen Sitz im unabhängigen Governing Board des ICTI Ethical Toy Program (IETP, früher: ICTI Care Process) inne. Neben Spielwarenmarken, dem Spielwarenhandel, Herstellern und Verbänden sind auch zivilgesellschaftliche Organisationen mit an Bord, um gemeinsam für bessere Arbeitsbedingungen zu arbeiten.      

1995 verfasste das International Council of Toy Industries (ICTI) einen Kodex über gute Unternehmenspraktiken mit dem Titel „Code of Business Practices“, der als einheitlicher Standard für ethische Produktion in der Spielzeugindustrie gilt. 2004 wurde die ICTI Care Foundation als unabhängige Non-Profit-Organisation ins Leben gerufen, um die Umsetzung des ICTI Care Process und die Zertifizierungsvorgänge auf der Grundlage des Code of Business Practices des ICTI zu überwachen. Die Abkürzung „ICTI“ vor dem Namen bringt die langjährige Beziehung zum Ausdruck – ICTI Ethical Toy Program (IETP).

IETP steht für den Schutz von Arbeitern und Arbeiterinnen und für eine Spielwarenbranche, die sich zu ihrer Verantwortung bekennt: das Programm unterstützt verantwortungsvolle Lieferketten in der Spielwaren- und Entertainmentbranche. IETP arbeitet mit mehr als 1.200 Lieferanten sowie 1.500 Marken, Händlern und Lizenzgebern weltweit zusammen. Das starke Programm zur Zertifizierung von Sozialstandards, die weitreichenden Programme zum Kompetenzaufbau, die skalierbaren Initiativen zum Wohlergehen von Arbeitern und die Online-Plattform für verantwortungsvolles Sourcing und Business Matching haben dafür gesorgt, dass das ICTI Ethical Toy Program einen hervorragenden Ruf genießt.

Die Förderung von Nachhaltigkeit entlang globaler Lieferketten und die Einhaltung grundlegender Arbeits- und Umweltstandards bei der Spielwarenproduktion steht seit Jahren auch auf der Agenda des DVSI. Mit der Gründung der Fachgruppe „Lieferkette“ setzte der DVSI im Jahr 2015 ein weiteres Zeichen der Selbstverpflichtung. Von Anfang an waren neben Industrie und Handel auch Vertreter der NGO’s Werkstatt Ökonomie/Fair Spielt und Christliche Initiative Romero kooperativ und aktiv dabei, getreu dem Ansatz „Gemeinsam für bessere Arbeitsbedingungen“. Schon früh (2016) suchte der DVSI zu diesem Ansatz auch den Dialog mit dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ). Auch bei der Gründung der hieraus gemeinsam entwickelten Fair Toys Organisation (FTO), einer vom BMZ unterstützten Multistakeholder-Initiative aus engagierten Unternehmen, dem DVSI, Handel und zivilgesellschaftlichen Organisationen, war der DVSI mit seiner Kompetenz eine treibende Kraft für die Koalition unterschiedlicher Interessengruppen. DVSI-Geschäftsführer Ulrich Brobeil war es von Anfang wichtig, in diesen Prozess auch Auditierungs- und Zertifizierungssysteme wie eben IETP, aber auch amfori (früher: BSCI), SEDEX, SMETA, SA 8000 und andere mit einzubeziehen. Mit dem Sitz im IETP Governing Board schließt sich ein Kreis.

DVSI übernimmt die Präsidentschaft des ICTI

DVSI übernimmt die Präsidentschaft des International Council of Toy IndustriesUlrich Brobeil zum neuen Präsidenten des ICTI gwählt

Der neue Präsident des Weltverbandes der nationalen Verbände von Spielwarenherstellern, der International Council of Toy Industries (ICTI), heißt Ulrich Brobeil. Der DVSI-Geschäftsführer wurde am 10. Juni 2021 bei der turnusmäßigen Mitgliederversammlung des Weltverbandes, die coronabedingt nur virtuell statt­finden konnte, zum Nachfolger von Miguel A. Martin, Vorsitzender der Asociación Mexicana De La Industria Del Juguete (AMIJU), gewählt. Zu den drei Vizepräsidenten wurden José A. Pastor (Spanien, für die Region Europa), der sich zur Wiederwahl stellte, sowie die neuen Board-Mitglieder Maria Teresa Kasuga Osaka (Mexiko, für die Region Amerika) und Jonathan Zimbler (Australien, für die Region Asien) gewählt. Ihre Amtszeit beträgt jeweils zwei Jahre.

Ulrich Brobeil

Miguel A. Martin übergibt Brobeil einen finanziell kerngesunden Dachverband. Brobeil betonte nach seiner Wahl zum Präsidenten, dass er in seiner dreijährigen Amtszeit in sehr enger Abstimmung mit den europäischen Verbänden agieren will, um als gemeinsame Stimme für die Interessen der Spiel­warenhersteller wahrgenommen zu werden. Der DVSI-Geschäftsführer und neue ICTI-Präsident wird nun die Umsetzung des German ICTI Presidency Programme angehen, das den Titel trägt: Strengthening the Toy Industry across the Globe. Together. Zu den Schwerpunkten seiner Arbeit zählt Brobeil die Stärkung des Stellenwertes von Spielen an sich (Value of Play) als essenzielle Kulturtechnik und eine weitere Intensivierung der Kooperation der einzelnen Dachverbände bei den Themen Spielzeugsicherheit und Nachhaltigkeit.  „Mein Ziel ist es“, so Ulrich Brobeil, „ICTI zukünftig noch stärker zum Ideen-Lieferanten und Ort des Wissenstransfers zu machen.“ 

Der globale Spielwarenmarkt präsentierte sich nicht nur im Corona-Jahr 2020 in einer soliden bis sehr guten Verfassung, auch wenn sich einzelne Länder und Regionen durchaus unterschiedlich ent­wickelten. Die Umsätze stiegen seit 2015 jährlich um durchschnittlich 2,7 % auf aktuell 94,7 Mrd. US $ in 2020. Das berichtete Frederique Tutt vom Marktforschungsinstitut NPD Group. Zu den weltweit größten Gewinnern des vergangenen Jahres zählten Games & Puzzles, die um 25 % zulegen konnten. Die Aufwärtsentwicklung hielt auch in den ersten vier Monaten 2021 mit Wachstumsraten zwischen 7% (Australien), 16% (Europa) und 26% (USA + Kanada) an.
Einiges Kopfzerbrechen bereitete den ICTI-Mitgliedern weiterhin die Corona-Pandemie, die erneut ein Präsenzmeeting unmöglich gemacht hatte. Die gegenwärtigen Planungen sehen aktuell für das Jahr 2022 ein Jahrestreffen im Rahmen der Spielwarenmesse oder, sollte sich die Lage deutlich entspannen, ein Meeting in Peking vor. „Derzeit bleibt uns nichts anderes übrig“, so Ulrich Brobeil, „als auf Sicht zu fahren.“

BVS und DVSI verlegen Zusammenspiel auf 2022

Der BVS und der DVSI haben sich auf dem Hintergrund der großen Unsicherheit über den weiteren Verlauf der Pandemie dazu entschlossen, das für den 7. und 8. Juli 2021 geplante Zusammenspiel auf den 6. und 7. Juli 2022 in Köln zu verlegen. DVSI-Geschäftsführer Ulrich Brobeil und BVS-Geschäftsführer Steffen Kahnt betonen, dass alle rechtlichen Formalien eingehalten werden, um die Handlungsfähigkeit der Verbände zu sichern. BVS und DVSI werden in Kürze ihre Mitglieder über die weitere Vorgehensweise informieren. „Wir bitten die ganze Branche um Verständnis für diesen Schritt“, sagen Ulrich Brobeil und Steffen Kahnt, „aber die Pandemie-Situation lässt keine andere Entscheidung zu.“

„Seit über einem Jahr befinden wir uns mehr oder weniger in einem Lockdown mit kurzzeitigen Unterbrechungen“, sagt DVSI-Geschäftsführer Ulrich Brobeil. „Das hätte sich vor einem Jahr wohl niemand vorstellen können. Jetzt zwingen uns SARS CoV 2 und ihre Mutanten erneut dazu, das Zusammenspiel von DVSI und BVS abzusagen, weil die Gesundheit aller Akteure natürlich im Vordergrund steht.“ Auch der BVS bedauert die Absage und die fehlende Nähe. Geschäftsführer Steffen Kahnt: „Der mittelständische Spielwaren-Einzelhandel ist eines der Opfer einer verfehlten Corona-Politik von Bund und Ländern. Leider zeigen sich die politischen Entscheider unzugänglich für alle Argumente und Studien, die ein sicheres Einkaufen und einen sicheren Nahverkehr belegen.“ Ulrich Brobeil und Steffen Kahnt hoffen auf 2022. „Kommunikation von Angesicht zu Angesicht“, sagen beide Geschäftsführer, „zählt zur DNA der Spielwarenbranche, und wir sind zuversichtlich, dass unser gemeinsames Zusammenspiel nächstes Jahr Premiere feiert.“

Spielwarenhersteller setzen 2021 auf Digitalisierung aber auch auf den Fachhandel

Die Spielwarenindustrie zeigt sich nach einem Rekordjahr für den deutschen Spielwarenmarkt mit einem Umsatzplus von rund 9 Prozent verhalten optimistisch hinsichtlich der Erwartungen für 2021. Kopfzerbrechen bereiten ihr vor allem die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den stationären Spielwarenfachhandel, der mit der zweiten Infektionswelle und dem erneuten Lockdown in existenzielle Nöte geraten könnte. Eine weitere Herausforderung bleiben intakte, funktionierende Lieferketten. Für das Gros der Hersteller steht deshalb die Forcierung der Digitalisierung und des Vertriebs (Web-Shops), die Unterstützung des Fachhandels und die Steigerung der Resilienz entlang der Supply Chain ganz oben auf der Agenda. Das sind die zentralen Ergebnisse der 3. DVSI Corona-Umfrage unter Spielwarenherstellern von Mitte Januar.

Die Corona-Pandemie hat auch in der erfolgsverwöhnten Spielwarenbranche ihre psychologischen Spuren hinterlassen. Sie ist damit ein Spiegelbild der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. Ging die deutsche Wirtschaft noch im 3. Quartal von einer Erholung in 2021 aus, trat wenige Monate später Ernüchterung ein. So zeigte sich die Mehrheit der Befragten bei der ersten DVSI Corona-Umfrage von März 2020 noch optimistisch über den weiteren Geschäftsverlauf, erwarten 10 Monate später 50 Prozent der Befragten leichte bis starke negative Effekte – trotz eines zurückliegenden Boomjahres. 

Die Verschiebung der Spielwarenmesse wegen Corona in den Sommer dürfte ebenfalls für eine Eintrübung gesorgt haben. 44 Prozent der Hersteller erwarten dadurch leichte bis starke negative Effekte. Vor allem Anbieter aus der Mehrbranchengruppe (80 Prozent) und Holzspielwaren/Kunsthandwerk (60 Prozent) glauben das. „Die Ergebnisse sind keine Überraschung“, sagt DVSI-Geschäftsführer Ulrich Brobeil. „Gerade die Anbieter von Holzspielwaren und Trendartikeln brauchen Präsenzmessen. Sie sind zudem stärker auf den stationären Handel angewiesen als große Marken, die besonders vom Online-Boom profitieren konnten. Der erneute Lockdown und die Unwägbarkeiten, wie sich die europäischen Märkte für die Hersteller entwickeln, dürften zusätzlich die Stimmung eingetrübt haben.“ Besonders zuversichtlich blicken die Warengruppen Modelleisenbahn/Zubehör (61 Prozent), Modellbau & Hobby (60 Prozent) und Games/Puzzles/Lernen (54 Prozent) nach vorne, die bereits im abgelaufenen Jahr mit ihren Beschäftigungsangeboten zu den Markttreibern zählten. So konnte allein der Bereich Games/Puzzles 2020 um 21 Prozent zulegen.

Die Pandemie wird nachhaltige Spuren in der Handelslandschaft hinterlassen. Davon zeigen sich die Spielwarenhersteller überzeugt. Sie reagieren mit einer Doppelstrategie auf das veränderte Konsumverhalten der Deutschen. So glauben nur 7 Prozent der Befragten, dass die Kunden wieder voll und ganz in den stationären Spielwarenhandel zurückkehren, 54 Prozent aber, dass das nur teilweise gelingt. 

Folgerichtig steht für 65 Prozent der Ausbau des Vertriebs über eigene Webshop-Lösungen und die Nutzung von Social Media (61 Prozent) ganz oben auf der Agenda. Dennoch, die Spielwarenhersteller wissen um die Bedeutung des stationären Spielwarenfachhandels als Schaufenster und Erlebnisort für die Kunden. 50 Prozent wollen auch in diesem Jahr gezielt diesen Vertriebskanal unterstützen, wie sie es bereits im ersten Lockdown durch diverse Maßnahmen praktiziert haben. Darüber hinaus erwarten die Spielwarenhersteller mehr Unterstützung durch die Politik. Hier sehen 70 Prozent der Befragten erheblichen Nachbesserungsbedarf, vor allem was die Unterstützungsmaßnahmen anbelangt. „Das könnte u.a. auch ein Indiz dafür sein“, sagt Ulrich Brobeil, „dass unsere Mitglieder genau wissen, welche besonderen Lasten der stationäre Spielwarenhandel gegenwärtig zu tragen hat.“

Die Pandemie hat auch Einfluss auf das Thema Nachhaltigkeit. Zeigten sich im Oktober 2019 fast zwei Drittel bei der Umfrage zum jährlichen DVSI Index davon überzeugt, dass ökologische Nachhaltigkeit ein Thema mit hoher wirtschaftlicher Relevanz für die Spielwarenindustrie geworden ist, hat es aktuell etwas an Bedeutung verloren. Gleichwohl, 17 Prozent glauben, dass die Pandemie sogar ein Treiber für mehr ökologische Nachhaltigkeit sein kann. „Natürlich stehen aktuell wirtschaftliche Aspekte im Fokus der Hersteller“, sagt Ulrich Brobeil, „aber die Daten zeigen, dass ökologische Nachhaltigkeit uns in den nächsten Jahren weiter begleiten wird.“ 2020 war ein schwieriges Jahr für neue Lizenzthemen, weil diverse Kinofilme verschoben wurden oder ins Netz abwanderten. „Davon profitieren zwar die Klassiker“, so Ulrich Brobeil weiter, „aber die Spielwarenbranche, in der rund 20 Prozent des Umsatzes mit Lizenzthemen generiert wird, lebt auch von neuen Blockbustern oder der Einführung von neuen Charakteren.“ Auch die Flaute im Kino trägt nicht zur Stimmungsaufhellung bei. 

Auf ein fulminantes Jahr 2020 blickt die Warengruppe Games/Puzzles zurück. Einzelne Hersteller verzeichneten sogar eine Umsatzsteigerung von bis zu 40 Prozent. Die positive Entwicklung dürfte sich auch 2021 fortsetzen, wie die DVSI-Umfrage nahelegt. „Ich bin allerdings ein wenig überrascht“, sagt Ulrich Brobeil, „welchen Aufschwung gerade die Puzzles genommen haben. Offensichtlich ist es den Herstellern nicht nur gelungen, durch attraktive Motive die Anhänger des Hobbys zu überzeugen, sondern auch mit neuen Story-Puzzles weitere Zielgruppen anzusprechen.“ Storytelling ist also auch beim Puzzle angekommen. Die Fans dieser Freizeitbeschäftigung dürfen sich jedenfalls auf den 29. Januar freuen. Dann ist Internationaler Puzzletag.

Seefrachtpreise aus China „explodieren“

Weltweit hat die Corona-Pandemie erneut Fahrt aufgenommen, was sich zunehmend auch wieder auf unsere Lieferketten auswirkt. Die Transportpreise explodieren und es ist eine Verknappung des Schiffsraums aus Asien zu beobachten. Und es geht dabei nicht nur um Verknappung und extreme Verteuerung, sondern auch schlichtweg und veränderte Anlieferung. So informierte ein Spielwarenimporteur SPIELZEUGinternational, dass z. B. eine Spielwarenlieferung aus China nicht wie geplant in einem deutschen Hafen, sondern in Piräus angeliefert worden sei und der Importeur für die Weiterverfrachtung sorgen musste – mit entsprechendem Mehr- und Zeitaufwand.

Der DVSI hat seinen Experten Markus Schering gebeten, die aktuelle Entwicklung, welche noch eine längere Zeit am Markt relevant sein wird, aufzuzeigen, damit die Branche auf die kommenden Wochen und Monate vorbereitet ist. Sicherlich wird die aufgezeigte Entwicklung für die DVSI-Verbandsmitglieder – und andere – noch eine längere Zeit am Markt relevant sei. Vielleicht, so schreibt DVSI-Geschäftsführer Ulrich Brobeil, ist das auch ein Anlass, über Möglichkeiten der Kooperation von Verladern – auch aus unserer Branche heraus – gemeinsam nachzudenken. Interessierte können sich hier bei ihm melden.

Eine Information zur aktuellen Transportsituation von Markus Schering, Schering Consulting UG, im Dezember 2020: 

Zum aktuellen Zeitpunkt explodieren die Transportpreise regelrecht und es ist eine Verknappung des Schiffsraums aus Asien zu beobachten. Doch welche Gründe hat dies? Im Folgenden möchten wir Ihnen gerne einen kleinen Überblick über die Situation geben, damit Sie vorbereitet sind auf die kommenden Wochen und Monate. 

Die Entwicklung der Seefrachtpreise ist eine direkte Folge der massiven Nachfrage von Containerequipment auf den Pazifikrouten, insbesondere Asien – USA, sowie der generell hohen Nachfrage weltweit. Durch diese extrem hohe Nachfrage nach Produkten in europäischen und amerikanischen Ländern werden Waren weltweit in großen Mengen aus Asien importiert, aber nicht in ausreichendem Umfang zurück nach Asien exportiert. Dies führt zu einem Ungleichgewicht in der Verteilung der Leercontainer. In Asien fehlen diese und in den USA und Europa stapeln sich Container, da der Export von Europa und den USA nach Asien für die Reeder nicht wirtschaftlich genug ist und durch die Kunden kaum nachgefragt wird. 

Grundlage dieser Entwicklung sind pandemiebedingte Nachfrageanstiege in den größten Wirtschaftsnationen der Welt. Neben einem Anstieg der Nachfrage nach pharmazeutischen und medizinischen Produkten sind es vor allem Produkte zur Sanierung, Renovierung und Verschönerung, die die Unternehmen der Branche DIY, Haus, Heim und Garten im Zuge des sog. Cocooning-Effekts verstärkt ordern. 

Die Folge: enorme Warenbestände in den Lägern und Häfen, auf Wochen ausgebuchte Frachtschiffe, fehlende Containerkapazitäten – und die Frachtraten steigen! 

Spätestens seit dem chinesischen Nationalfeiertag am 1. Oktober 2020 und der anschließenden „Golden Week“ hat sich die Marktsituation für Importe aus Asien nach Europa weiter zugespitzt. Eine Entwicklung, die am Shanghai Containerized Freight Index (SCFI) ablesbar ist: lag der Seefrachtpreis für einen 20‘ Standard Boxcontainer im April 2020 bei USD 725, so ist der Preis im November 2020, gemäß dem SCFI aktuell bei USD 1.644. Dies entspricht einem Anstieg von knapp +127%. Für 40‘ High Cube Container ist die Entwicklung ebenso dramatisch. Lange Zeit wurde für den Import eines 40’ High Cube Containers von Shanghai nach Hamburg eine Seefrachtrate von USD 950 bis 1.150 bezahlt. Mit dem Stand 16.11.2020 waren Unternehmen froh, wenn sie einen Preis unter USD 2.835 zahlen mussten, gemäß WCI – World Container Index. Ein Anstieg von immerhin +147% bis +198%. Ende November sind die durchschnittlichen Preise bereits bei über USD 5.000. 

Zusätzlich werden Terminlieferungen durch die Reedereien mit einem „Priority Zuschlag“ belegt, der bei vielen Reedereien einen USD 1.000 Aufschlag ausmacht. Doch sind auf der anderen Seite die Termine kaum haltbar, da es permanent zu „blank sailings“ oder eben zu hoffnungslos überbuchten Schiffen kommt. Container werden „gerollt“, wie es so schön im Fachjargon heißt, Schiffsabfahrten fallen einfach weg, da Häfen nicht mehr angefahren werden, die Rotation von Schiffen wird geändert oder sie fahren langsamer. Steigende Preise bei fallender Qualität – ist das die neue Realität im Seefrachtbereich? 

Verschärfend kommt hinzu, dass die Reedereien bevorzugt Waren von Asien nach Amerika und eben nicht in Richtung Europa verschiffen. Die Laufzeit von Shanghai nach Los Angeles z.B. beträgt ca. 16 Tage, nach Hamburg hingegen im Durchschnitt 35 

Tage. In Amerika zahlt man für den Import eines 40‘ High Cube Containers ca. USD 5.000. Bei einem Tagessatz von USD 313 (Asien – USA) im Vergleich zu USD 81 (Asien – Europa) ist einleuchtend, warum sich die Reedereien momentan mit Transporten nach Europa schwertun und die Preise dramatisch erhöhen. 

Diese Situation ist auch für den kompletten asiatischen Raum festzustellen. Insbesondere für den indischen Subkontinent (Indien, Pakistan, Bangladesch) ist die Entwicklung dramatisch. Schiffe „stapeln“ sich vor den großen Häfen und warten auf Abfertigung. Container fehlen hier genauso wie in China. 

Fraglich ist, ob der Import aus Asien per Bahn oder LKW eine Alternative darstellt. Diese werden in letzter Zeit oft als vermeintliche Heilsbringer vermarktet, doch stellt sich die Situation eigentlich nicht anders dar: für Bahnverladungen fehlt ebenfalls das notwendige Leerequipment und die Züge sind bis auf den letzten Platz ausgebucht, folglich steigen auch hier die Preise momentan zwischen 60 – 80 %. 

Durch coronabedingte Maßnahmen ist der LKW-Transport derzeit auch keine erfreuliche Alternative, die Laufzeiten der LKW Importe aus Asien haben sich deutlich verlängert: die üblichen 12 – 16 Tage Laufzeit haben sich um mehr als eine Woche verlängert, die Preise sind um rund ein Drittel gestiegen. 

Und die Aussichten? Solange keine neuen Wettbewerber der großen Reedereien auf den Markt treten oder großflächige Alternativen zur Seefracht den Markt durchdringen, werden die Preise bei gleichbleibenden Kapazitäten und größer werdenden Nachfragen steigen. Im Verlauf des aktuellen Jahres kann beobachtet werden, dass ab Ende August 2020 die Raten stetig und konstant gestiegen sind. Auch wenn sich dieser Trend in den kommenden Monaten wieder abschwächen dürfte, sehen Seefracht-Experten die Frachtraten im Jahr 2021 auf einem hohen Niveau: es wird erwartet, dass sich die Raten in einem Korridor von USD 1600 bis 2100 US-Dollar bewegen werden. Zusätzlich werden die üblichen Anpassungen bei den Treibstoffkosten Einfluss auf die Ratenentwicklung haben, wenn der Rohölpreis mittelfristig durch eine sich erholende Weltwirtschaft wieder steigen wird. 

Im laufenden Jahr hat die Corona-Krise gerade in der 2. Jahreshälfte deutliche Spuren in der Frachtschifffahrt hinterlassen; für das Jahr 2021 rechnen Experten der UNCTAD mit einer Erholung des Seefrachtmarktes und einem Wachstum von 4,8 Prozent. Weiterhin sind auf der Angebotsseite weitere marktverändernde Reedereizusammenschlüsse zu erwarten, wie die kürzlich erfolgte Übernahme von DAMCO durch Maersk gezeigt hat. Insofern wird 2021 sicherlich ein sehr spannendes, aber auch herausforderndes Jahr für alle Marktakteure. Was bedeutet das für die Importe unserer Branche? Nur über die unternehmens- übergreifende Kollaboration in Form eines BCO-Netzwerks werden in Zukunft die kleinen und mittleren Verlader im konzentrierten Markt der Carrier die benötigten Services und Preise generieren können. Am Markt bereits befindliche Modelle zeigen den erfolgreichen Weg dieser Form der Logistikkooperation.