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Frankfurter Konsumgütermessen im Januar und Februar 2022 werden abgesagt

Angesichts der exponentiellen Verschlechterung der Pandemielage weltweit und damit einhergehenden verschärften Reise- und Kontaktregelungen werden die Konsumgütermessen Christmasworld, Paperworld und Creativeworld geplant für Januar 2022 und die Ambiente für Mitte Februar 2022 abgesagt. Die regional ausgerichtete Fachmesse Nordstil vom 15. bis 17. Januar 2022 in Hamburg findet zum jetzigen Zeitpunkt statt.

Die noch im Dezember erhoffte Entspannung der Pandemiesituation ist aktuell nicht mehr in Sicht. Vielmehr verschlechtert sich die Lage weltweit mit einer enormen, nicht vorhersehbaren Dynamik. Diese extreme Zuspitzung aufgrund der Verbreitung der Omikron-Variante in Europa und Deutschland macht es für die Messe Frankfurt als Veranstalterin der international ausgerichteten Leitmessen Christmasworld, Paperworld und Creativeworld sowie der Ambiente aktuell nicht möglich, deren Termine in Frankfurt Ende Januar sowie Mitte Februar 2022 zu halten.

Die vier Veranstaltungen, bestehend aus der Christmasworld mit ihrem Fokus auf saisonale Dekoration und Festschmuck, der Paperworld und der Creativeworld mit ihren Produktangeboten rund um Papier, Bürobedarf, Schreibwaren sowie Hobby-, Bastel- und Künstlerbedarf und der Ambiente mit ihrem branchenübergreifenden Angebot an Produkten rund um den gedeckten Tisch, Küche und Hausrat, Einrichtungs- und Dekorationsaccessoires, Wohnkonzepte, Geschenkartikel und modische Accessoires  sind die anerkannten Leitmessen in ihren Branchen und eröffnen jeweils das Handelsjahr in ihren Segmenten. Auch in zahlenmäßig verkleinerter Form wären die vier Fachmessen immer noch die weltweiten Leitveranstaltungen für ihre jeweiligen Angebotsbereiche gewesen.

Reisewarnungen und -restriktionen

Die in kürzester Zeit jedoch nun wieder weltweit exponentiell angestiegenen Infektionszahlen und damit einhergehende Vielzahl an Entwicklungen und Beschlüssen, die klar außerhalb der Einflusssphäre des Veranstalters liegen, führen zu einer signifikanten Verschlechterung der Rahmenbedingungen und notwendigen Voraussetzungen für die Durchführung der vier Leitmessen als Großveranstaltungen von internationaler Relevanz Ende Januar respektive Mitte Februar 2022. Zu diesen Entwicklungen zählt unter anderem die Einstufung Deutschlands als Hochrisikogebiet und die damit verknüpften Reisewarnungen und internationalen sowie interkontinentalen Reiserestriktionen unter anderem in Indien, Japan und den Vereinigten Staaten sowie entsprechende Quarantänepflichten. Ebenso ins Gewicht fallen die weiter stetig steigenden Infektionszahlen und der damit einhergehende eindringliche Appell, unter anderem des Robert-Koch-Instituts und des Expertenrats der Bundesregierung, weiterhin Kontakte auf ein Minimum zu reduzieren und alle größeren Veranstaltungen abzusagen. Derzeit bestehen zusätzlich sogar international weitergehende Befürchtungen zur Nicht-Aufrechterhaltung der kritischen Infrastruktur aufgrund der hochansteckenden Omikron-Variante. Auf diese Gesamtlage reagiert ein Großteil der ausstellenden und besuchenden Unternehmen der Christmasworld, Paperworld und Creativeworld sowie der Ambiente derzeit mit Reise- und Messebesuchsverboten aus Gründen der Fürsorgepflicht gegenüber ihren Mitarbeitenden zum Schutz vor gesundheitlichen Risiken. Die globale Reisebereitschaft sinkt im Moment enorm.

„Diese Entscheidung ist uns alles andere als leicht gefallen. Abgestimmt mit weiten Teilen der auf den Messen vertretenen Branchen ist es nun aber unsere Verantwortung, diesen schweren Schritt zu gehen. Die letzten Monate waren geprägt von Optimismus, Tat- und Ideenkraft, um der Christmasworld, der Paperworld und der Creativeworld sowie der Ambiente nach der Zwangspause in 2021 nun einen gelungenen Neustart zu ermöglichen“, sagt Detlef Braun, Geschäftsführer der Messe Frankfurt. „Unser Dank gilt daher all unseren Partnern aus der Konsumgüterbranche, seien es Aussteller, Besucher, Verbände oder Medien, die zusammen mit uns bis zuletzt an den Präsenzmessen gearbeitet und wie wir Herzblut, Energie und Leidenschaft in deren Durchführung gesteckt haben.“

Eine Verschiebung der Veranstaltung ist nicht geplant. Braun erläutert: „Da die trendorientierten Orderzyklen der internationalen Konsumgüterbranche eine jährliche Veranstaltung zu Anfang des Jahres erfordern, würde eine Verschiebung in die zweite Jahreshälfte den Bedürfnissen der ausstellenden Unternehmen und Besuchern nicht gerecht werden.“  

Nordstil findet vom 15. bis 17. Januar 2022 in Hamburg statt

Im Sinne der beteiligten Branchen ist die Planung und Durchführung der Nordstil vom 15. bis 17. Januar 2022 davon nicht betroffen. Diese Messe findet aufgrund anderer Rahmenbedingungen für die lokale Durchführung in der Freien und Hansestadt Hamburg zum jetzigen Zeitpunkt statt. Im engen Austausch mit den betreffenden Behörden vor Ort und den Branchenpartnern wird die extrem volatile Lage jedoch kontinuierlich überprüft und bewertet.

Digitale Plattformen der Messe Frankfurt für den geschäftlichen Erfolg

Bereits seit 2019 bietet die Messe Frankfurt mit Nextrade, als erste Order- und Datenmanagementplattform der Home- und Living-Branche, und Conzoom Solutions, als Informationsplattform für die globale Konsumgüterbranche, aktive Hilfe zur Selbsthilfe für den Handel. „Ein zweites Jahr ohne entsprechende Order-, Inspirations- und Networking-Formate stellt den Handel weltweit vor erhebliche und partiell existenzbedrohende Herausforderungen“, erläutert Braun. „Mit unseren digitalen Angeboten unterstützen wir in dieser volatilen Situation gezielt unsere Partner in Industrie und Handel. Zudem setzen wir uns auch weiterhin mit ganzer Kraft und viel Optimismus für sichere und erfolgversprechende Messen ein. Denn die Begegnung im echten Leben ist durch nichts zu ersetzen.“

Informationen zur Planung der Frankfurter Konsumgütermessen für das Jahr 2023 werden Anfang Februar 2022 bekannt gegeben.

Toynamics sagt Teilnahme an der Spielwarenmesse 2022 ab

Toynamics plant digitale Alternativen

Die Spielwarenmesse Nürnberg ist in jedem Jahr der Mittelpunkt des internationalen Austausches in der Spielwarenbranche. „Aufgrund der erschwerten Umstände der Corona Pandemie und der rasant steigenden Fallzahlen übernimmt die Toynamics Europe GmbH sowie die Hape Gruppe gesellschaftliche Verantwortung und sagt die vom 02.02.22 – 06.02.22 stattfindende Spielwarenmesse Nürnberg ab. Der Schutz unserer Kunden und Mitarbeitenden steht für uns an erster Stelle“, heißt es in der Pressemitteilung vom 22.12.2021.

Generell ist – nach nunmehr fast zwei Jahren Pandemie – der Wunsch nach einer Präsenzveranstaltung in allen Unternehmensbereichen riesig. „Unabhängig von Messen, Besuchen im Hause unserer Kunden sowie Kundenevents sehnt sich unser Team nach diesem Stückchen Normalität. Diese Normalität ist aus meiner Sicht in Zeiten von Kontakt- und Reisebeschränkungen unverantwortlich“, so Dennis Gies, CEO der Toynamics Europe GmbH. Das bedeutet jedoch nicht, dass wir „den Kopf in Sand stecken“. Toynamics nimmt sich gerne diesen neuen Herausforderungen an und wird, sowie auch im letzten Jahr, zahlreiche digitale Events veranstalten, um Neuheiten sowie neue Konzepte der Welt zu präsentieren.

Digitale Lösungen

„Wir werden auch im Jahr 2022 mit herausragenden digitalen Konzepten für unsere Kunden da sein, letztes Jahr haben wir mit diesen Formaten schon durchweg positiven Anklang gefunden“, so Gies. Mit neuen digitalen Lösungen wie beispielsweise Produktvideos, digitalen Events und einem digitalen Messestand beweist die Toynamics Europe GmbH einmal mehr Mut zur Innovation – ganz nach dem Motto: Wir sehen uns trotzdem!

Kein 2G mehr für Spielwarengeschäfte in Bayern

BVS begrüßt Gerichtsbeschluss

Der Handelsverband Spielwaren begrüßt die Entscheidung der Richterinnen und des Richters in Bayern und fordert ein Ende von 2G im Einzelhandel in ganz Deutschland. Weitere Spielwarenhändler in anderen Bundesländern prüfen jetzt ebenfalls Klage einzureichen.

„Kinder werden dafür bestraft, dass ihre Eltern nicht geimpft sind. Der Beschluss des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofs zeigt, dass 2G und Lockdowns im Einzelhandel ein Irrweg sind“, sagt BVS-Geschäftsführer Steffen Kahnt„Trotz funktionierender Hygienekonzepte und der Maskenpflicht gilt 2G vielerorts im Einzelhandel – egal ob bei Spielwaren oder Technikartikeln.“ Damit werden viele Handelsunternehmen aus rein symbolischen Gründen in ihrer umsatzstärksten Zeit massiv benachteiligt. Mitarbeiter, die die 2G-Regeln vor den Geschäften überwachen müssen, fehlen in der Fachberatung beim Verkauf und müssen sich mit genervten und teils auch aggressiven Kunden auseinandersetzen. Die Spielwarenhändler machen allein im Weihnachtsgeschäft normalerweise 40 Prozent ihres Jahresumsatzes.

Major international event in Nuremberg: Spielwarenmesse set for early February

Majority in the industry back the trade fair going ahead –
Planning certainty for exhibitors, trade visitors and service providers -Robust safety and hygiene concept in place 

An entire toy industry is currently looking to the opening event of the year: the Spielwarenmesse. The majority of exhibitors and visitors are keen to meet up in person for the event. Decisions recently taken by the Bavarian government have reaffirmed that the event can go ahead safely at the Nuremberg Exhibition Centre from 2 to 6 February 2022. In compliance with these regulations, the organiser, namely Spielwarenmesse eG, will best prepare to meet the express wish for a real trade fair experience. 

There is great eagerness to take part in the trade fair. Accordingly, the majority of exhibitors and trade visitors have expressly backed the Spielwarenmesse going ahead, as evidenced by a survey conducted amongst the companies this week. This survey was prompted by the increasing number of companies asking for information on the current situation in Germany due to the pandemic and needing to know if they could safely plan their participation in the trade fair. The latter is important to exhibitors and specialist retailers as well as stand constructors and other service providers. 

“Thanks to the latest decisions taken by the Bavarian government and the improving pandemic situation in Bavaria, we can continue as planned with our preparations for the trade fair”, said Christian Ulrich, Spokesperson for the Executive Board of Spielwarenmesse eG. The rules continue to allow events and focus on boosters rather than testing. 15 days after having received a third vaccination, participants will no longer be required to get tested if the event is still subject to 2G+ requirements in February – which otherwise means the organisers would only be able to grant access to those who were previously considered fully vaccinated or recently recovered and can produce evidence of 

a recent negative antigen test. Incidence rates are also heading in the right direction and there are no more hotspots in Bavaria. 

Other trade fairs in Germany have successfully managed a relaunch since the start of the pandemic – thereby proving that they can be held successfully under the restrictions in place. For the Spielwarenmesse, too, a robust safety and hygiene concept has been developed in close consultation with the health authorities and NürnbergMesse (www.spielwarenmesse.de/en/hygiene). The exhibition centre in Nuremberg is ideal given the sheer scale of the halls and multiple air changes per hour. There will also be testing capacity at the venue. 

“The intensive and constructive discussions with industry representatives over recent days prove just how highly the Spielwarenmesse is valued as a networking and order platform. We will do everything we can to give them what they have asked for – a real trade fair experience in safe conditions”, emphasised Christian Ulrich. Participants can expect the usual comprehensive industry overview – from a varied product offering and inspiring trends through to valuable insights into the toy world that they can put to best use in their daily business. 

Weltleitevent in Nürnberg: Spielwarenmesse findet Anfang Februar statt

Laut einer Pressemeldung der Spielwarenmesse von heute nachmittag (Freitag, 17. Dezember 2021) wünscht sich die  Branche mehrheitlich die Messedurchführung. Nach Angaben der Messeleitung gibt es eine Planungssicherheit für Aussteller, Fachpublikum und Dienstleister unter Realisierung des tragfähigem Sicherheits- und Hygienekonzepts.

Eine ganze Branche richtet ihre Augen derzeit auf ihre Auftaktveranstaltung des Jahres: die Spielwarenmesse. Die Mehrheit der Aussteller sowie der Besucherinnen und Besucher sehnt sich nach dem Live-Event. Die neuen Beschlüsse der bayerischen Staatsregierung bekräftigen die sichere Durchführung auf dem Nürnberger Messegelände vom 2. bis zum 6. Februar 2022. Unter diesen Regelungen trifft der Veranstalter, die Spielwarenmesse eG, beste Vorkehrungen, um dem ausdrücklichen Wunsch nach einem realen Messeerlebnis nachzukommen.

Die Bereitschaft für eine Messeteilnahme ist groß. So spricht sich die Mehrzahl der Aussteller und des Fachpublikums ausdrücklich für das Stattfinden der Spielwarenmesse aus, was eine aktuell in dieser Woche durchgeführte Befragung unter den Unternehmen belegt. Der Umfrage vorausgegangen waren vermehrte Nachfragen zur aktuellen Sicherheitslage in Deutschland und zur Planbarkeit der individuellen Messebeteiligung. Letztere ist sowohl für ausstellende Unternehmen und den Fachhandel als auch für Messebauer und andere Dienstleister von Bedeutung.

„Dank der neuesten Beschlüsse der bayerischen Landesregierung und der sich entspannenden Pandemiesituation in Bayern können wir unsere Messevorbereitungen wie geplant fortführen“, sagt Christian Ulrich, Sprecher des Vorstands der Spielwarenmesse eG. Die Regelungen erlauben weiterhin Veranstaltungen und setzen auf Booster statt Tests. Demnach entfällt 15 Tage nach der dritten Impfung die Testpflicht, sollte eine Veranstaltung im Februar noch unter 2G+ Bedingungen durchgeführt werden. Ebenso erfreulich ist die Entwicklung der Inzidenzwerte, die keine Hotspots mehr in Bayern ausweisen.

Andere Messen in Deutschland haben ihre Re-Starts seit Beginn der Pandemie bereits erfolgreich gemeistert – und damit bewiesen, dass sie unter den gegebenen Auflagen sicher stattfinden können. Auch für die Spielwarenmesse wurde in enger Abstimmung mit den Gesundheitsbehörden und der NürnbergMesse ein tragfähiges Sicherheits- und Hygienekonzept (www.spielwarenmesse.de/hygiene) erarbeitet. Die enorme Größe der Hallen, deren Luft mehrfach stündlich komplett ausgetauscht wird, bietet dafür ideale Voraussetzungen. Außerdem werden Testkapazitäten auf dem Gelände verfügbar sein.

„Die intensiven und konstruktiven Gespräche mit Branchenvertretern in den letzten Tagen belegen den hohen Stellenwert der Spielwarenmesse als Networking- und Orderplattform. Wir werden alles tun, um ihrem Wunsch nach einem echten Messeerlebnis auf sichere Weise nachzukommen“, betont Christian Ulrich. Die Teilnehmer erwartet wie gewohnt ein umfassender Branchenüberblick – vom vielseitigen Produktangebot über inspirierende Trends bis hin zur Vermittlung von wertvollem Toy-Know-how für ihren Geschäftsalltag.

Offener Brief der EK/servicegroup an den Wirtschaftsminister

Sehr veehrte Leser:innen von SPIELZEUGinternational,

Sie finden nachstehend den dritten offenen Briefes des EK/servicegroup-Vorstandsvorsitzenden Franz-Josef Hasebrink vom 15.12.2021 an Wirtschaftsminister Dr. Robert Habeck:

Sehr geehrter Herr Wirtschaftsminister Habeck, 

herzlichen Glückwunsch zur erfolgreichen Bildung der Ampel-Koalition, wir freuen uns über die spürbare Aufbruchstimmung in der Politik.  

Steigende Inzidenzen bei einer weiterhin niedrigen Impfquote bringen das Gesundheitssystem aktuell an die Grenzen seiner Belastbarkeit und stellen unser Land vor große Herausforderungen, die wir nur gemeinsam bestehen können.  

Als europäischer Verbund von fast 4.000 Einzelhandelsunternehmen mit über 6.000 Geschäften begrüßen wir dabei ausdrücklich die mit dem aktuell beschlossenen Infektionsschutzgesetz einhergehende Entscheidung, Gesellschaft und Wirtschaft nicht erneut mit einem vollständigen Lockdown bundesweit lahmzulegen, sondern gezielt gegen Corona-Hotspots auf Landes- bzw. kommunaler Ebene vorzugehen. Voraussetzung ist hier die kompromisslose Durchsetzung beschlossener Maßnahmen wie beispielsweise die 3G-Regelungen am Arbeitsplatz und im öffentlichen Nah- und Fernverkehr. 

Auch die jüngsten Beschlüsse zur 2G-Regelung in weiten Teilen des öffentlichen Raums zeigen, dass die Politik aus den Erfahrungen der letzten Monate Lehren gezogen hat: Der differenzierte Umgang mit Geimpften und Ungeimpften wird bestehende gesellschaftliche Spannungsfelder zwar nicht auflösen, dennoch sind klare Entscheidungen aus unserer Sicht eine wichtige Voraussetzung für eine lösungsorientierte Debatte.  

Einmal mehr steht dabei allerdings neben der Praktikabilität die Frage der Rechtssicherheit im Raum: Eine staatlich angeordnete 2G-Kontrollpflicht kurzfristig auf den Einzelhandel zu übertragen, ist nicht so einfach umsetzbar. Fachverkäuferinnen und Fachverkäufer sind keine geschulten Ordnungskräfte, die die unterschiedlichsten Impf- und Genesenen-Nachweise auf ihre Gültigkeit prüfen können. Die Unternehmer im Falle von unbeabsichtigten Verstößen mit hohen Bußgeldern zu überziehen, verletzt dabei nicht nur das Gebot der Fairness: Es erzeugt weitere Verwerfungen im Handel, die es zu vermeiden gilt.  

Eine der aktuellen Pandemielage angemessene kurze Übergangsphase hätte hier zur Aufklärung und Vorbereitung beigetragen und wäre damit sowohl Nicht-Geimpften als auch den Händlern entgegengekommen.    

Nachdem die Lockdowns der Vergangenheit den Einzelhandel in weiten Teilen an den Rand des wirtschaftlichen Ruins gebracht haben, hat sich spät die Erkenntnis durchgesetzt, dass die Branche kein Treiber der Pandemie ist. Der Beitrag zum Infektionsgeschehen ist aufgrund der konsequenten Anwendung durchdachter Sicherheits- und Hygienekonzepte gering geblieben. Das verantwortungsvolle Handeln der Unternehmerinnen und Unternehmer über alle Betriebsformen hinweg hat somit gezeigt, dass der überwiegend mittelständisch geprägte Handel angemessen und zielführend auf die Corona-Lage reagiert.  

Diese gesamtgesellschaftliche Verpflichtung wird die Branche weiterhin wahrnehmen und gleichzeitig die Attraktivität der Fachgeschäfte vor Ort mit trendigen Sortimenten, kundenorientierten Konzepten und dem gewohnt leidenschaftlichen Engagement sicherstellen. 

Zur Existenzsicherung allein ausreichend ist diese grundsätzliche Haltung jedoch nicht, denn der Einzelhandel ist keine Insel. Aus den Erfahrungen der jüngeren Vergangenheit ist auch auf politischer Ebene das Bewusstsein gewachsen, dass der Lebensraum der Innenstädte seine Anziehungskraft aus dem Dreiklang von Handel, Gastronomie und Erlebnisvielfalt bezieht. Restriktionen gegen Restaurants, Kneipen oder Kinos treffen deshalb auch den Einzelhandel und wirken sich unmittelbar auf die Umsatz- und Ertragssituation der Fachgeschäfte aus.  

Aus diesen Gründen – wir haben wiederholt darauf hingewiesen – sind höhere Investitionen in die Stadtentwicklung genauso notwendig wie die Umsetzung belebender City-Konzepte. Zusätzlich braucht es für die wichtige Digitalisierung des mittelständischen Einzelhandels staatliche Unterstützung. Gleichzeitig sind neue Regeln für den digitalen Handel notwendig, um die übergroße Marktmacht der global agierenden Plattformen zu beschränken. 

Nach mehr als 20 Monaten pandemiebedingter Umsatz- und Ertragsausfälle und der dramatischen Abschmelzung finanzieller Reserven sind die Händlerinnen und Händler trotz der politischen Garantie auf offene Ladentüren unverändert auf die Unterstützung des Staates angewiesen. Die jüngste Verlängerung der Corona-Wirtschaftshilfen bis Ende März 2022 zeigt, dass diese Gegebenheiten von den politisch Verantwortlichen anerkannt werden.  

Darüber freuen wir uns, auch wenn die zur Verfügung gestellten Mittel die finanziellen Einbrüche nicht kompensieren können und hier dringend nachgebessert werden muss. Die neuen Regelungen, die das gesellschaftliche Leben und damit auch den Konsum noch weiter einschränken, sorgen für nicht mehr hinnehmbare Ertragsverluste im stationären Einzelhandel, durch die oftmals nötige Investitionen zum Beispiel in die Digitalisierung des stationär geprägten inhabergeführten Fachhandels nicht möglich sind. Auch hier besteht akuter Handlungsbedarf für die neue Bundesregierung, um Wettbewerbsverzerrungen im Handel zu verhindern.  

Gleichzeitig gilt es jetzt, das Impftempo mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln zu erhöhen. Wir sind uns der Gefahr einer zunehmenden gesellschaftlichen Polarisierung bewusst, plädieren aber dennoch für die zeitnahe Einführung einer Impfpflicht für diejenigen, die geimpft werden können. Nur so werden wir die Pandemie in den Griff bekommen. 

Corona wird uns weiterhin bewegen – die gewünschte Richtung können wir alle durch unser verantwortliches Verhalten mitbestimmen. Der Einzelhandel wird seinen Teil dazu beitragen. 

Ich lade Sie herzlich ein, mit uns zu diesen Themen in den Austausch zu kommen. Sowohl als Vorstandsvorsitzender der EK als auch als Vizepräsident des Mittelstandsverbunds ZGV würde ich mich über einen persönlichen Dialog mit Ihnen freuen. 

Mit freundlichen Grüßen 

Franz-Josef Hasebrink 

Vorstandsvorsitzender EK/servicegroup