DVSI

18 Beiträge

DVSI übernimmt die Präsidentschaft des ICTI

DVSI übernimmt die Präsidentschaft des International Council of Toy IndustriesUlrich Brobeil zum neuen Präsidenten des ICTI gwählt

Der neue Präsident des Weltverbandes der nationalen Verbände von Spielwarenherstellern, der International Council of Toy Industries (ICTI), heißt Ulrich Brobeil. Der DVSI-Geschäftsführer wurde am 10. Juni 2021 bei der turnusmäßigen Mitgliederversammlung des Weltverbandes, die coronabedingt nur virtuell statt­finden konnte, zum Nachfolger von Miguel A. Martin, Vorsitzender der Asociación Mexicana De La Industria Del Juguete (AMIJU), gewählt. Zu den drei Vizepräsidenten wurden José A. Pastor (Spanien, für die Region Europa), der sich zur Wiederwahl stellte, sowie die neuen Board-Mitglieder Maria Teresa Kasuga Osaka (Mexiko, für die Region Amerika) und Jonathan Zimbler (Australien, für die Region Asien) gewählt. Ihre Amtszeit beträgt jeweils zwei Jahre.

Ulrich Brobeil

Miguel A. Martin übergibt Brobeil einen finanziell kerngesunden Dachverband. Brobeil betonte nach seiner Wahl zum Präsidenten, dass er in seiner dreijährigen Amtszeit in sehr enger Abstimmung mit den europäischen Verbänden agieren will, um als gemeinsame Stimme für die Interessen der Spiel­warenhersteller wahrgenommen zu werden. Der DVSI-Geschäftsführer und neue ICTI-Präsident wird nun die Umsetzung des German ICTI Presidency Programme angehen, das den Titel trägt: Strengthening the Toy Industry across the Globe. Together. Zu den Schwerpunkten seiner Arbeit zählt Brobeil die Stärkung des Stellenwertes von Spielen an sich (Value of Play) als essenzielle Kulturtechnik und eine weitere Intensivierung der Kooperation der einzelnen Dachverbände bei den Themen Spielzeugsicherheit und Nachhaltigkeit.  „Mein Ziel ist es“, so Ulrich Brobeil, „ICTI zukünftig noch stärker zum Ideen-Lieferanten und Ort des Wissenstransfers zu machen.“ 

Der globale Spielwarenmarkt präsentierte sich nicht nur im Corona-Jahr 2020 in einer soliden bis sehr guten Verfassung, auch wenn sich einzelne Länder und Regionen durchaus unterschiedlich ent­wickelten. Die Umsätze stiegen seit 2015 jährlich um durchschnittlich 2,7 % auf aktuell 94,7 Mrd. US $ in 2020. Das berichtete Frederique Tutt vom Marktforschungsinstitut NPD Group. Zu den weltweit größten Gewinnern des vergangenen Jahres zählten Games & Puzzles, die um 25 % zulegen konnten. Die Aufwärtsentwicklung hielt auch in den ersten vier Monaten 2021 mit Wachstumsraten zwischen 7% (Australien), 16% (Europa) und 26% (USA + Kanada) an.
Einiges Kopfzerbrechen bereitete den ICTI-Mitgliedern weiterhin die Corona-Pandemie, die erneut ein Präsenzmeeting unmöglich gemacht hatte. Die gegenwärtigen Planungen sehen aktuell für das Jahr 2022 ein Jahrestreffen im Rahmen der Spielwarenmesse oder, sollte sich die Lage deutlich entspannen, ein Meeting in Peking vor. „Derzeit bleibt uns nichts anderes übrig“, so Ulrich Brobeil, „als auf Sicht zu fahren.“

BVS und DVSI verlegen Zusammenspiel auf 2022

Der BVS und der DVSI haben sich auf dem Hintergrund der großen Unsicherheit über den weiteren Verlauf der Pandemie dazu entschlossen, das für den 7. und 8. Juli 2021 geplante Zusammenspiel auf den 6. und 7. Juli 2022 in Köln zu verlegen. DVSI-Geschäftsführer Ulrich Brobeil und BVS-Geschäftsführer Steffen Kahnt betonen, dass alle rechtlichen Formalien eingehalten werden, um die Handlungsfähigkeit der Verbände zu sichern. BVS und DVSI werden in Kürze ihre Mitglieder über die weitere Vorgehensweise informieren. „Wir bitten die ganze Branche um Verständnis für diesen Schritt“, sagen Ulrich Brobeil und Steffen Kahnt, „aber die Pandemie-Situation lässt keine andere Entscheidung zu.“

„Seit über einem Jahr befinden wir uns mehr oder weniger in einem Lockdown mit kurzzeitigen Unterbrechungen“, sagt DVSI-Geschäftsführer Ulrich Brobeil. „Das hätte sich vor einem Jahr wohl niemand vorstellen können. Jetzt zwingen uns SARS CoV 2 und ihre Mutanten erneut dazu, das Zusammenspiel von DVSI und BVS abzusagen, weil die Gesundheit aller Akteure natürlich im Vordergrund steht.“ Auch der BVS bedauert die Absage und die fehlende Nähe. Geschäftsführer Steffen Kahnt: „Der mittelständische Spielwaren-Einzelhandel ist eines der Opfer einer verfehlten Corona-Politik von Bund und Ländern. Leider zeigen sich die politischen Entscheider unzugänglich für alle Argumente und Studien, die ein sicheres Einkaufen und einen sicheren Nahverkehr belegen.“ Ulrich Brobeil und Steffen Kahnt hoffen auf 2022. „Kommunikation von Angesicht zu Angesicht“, sagen beide Geschäftsführer, „zählt zur DNA der Spielwarenbranche, und wir sind zuversichtlich, dass unser gemeinsames Zusammenspiel nächstes Jahr Premiere feiert.“

Spielwarenhersteller setzen 2021 auf Digitalisierung aber auch auf den Fachhandel

Die Spielwarenindustrie zeigt sich nach einem Rekordjahr für den deutschen Spielwarenmarkt mit einem Umsatzplus von rund 9 Prozent verhalten optimistisch hinsichtlich der Erwartungen für 2021. Kopfzerbrechen bereiten ihr vor allem die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den stationären Spielwarenfachhandel, der mit der zweiten Infektionswelle und dem erneuten Lockdown in existenzielle Nöte geraten könnte. Eine weitere Herausforderung bleiben intakte, funktionierende Lieferketten. Für das Gros der Hersteller steht deshalb die Forcierung der Digitalisierung und des Vertriebs (Web-Shops), die Unterstützung des Fachhandels und die Steigerung der Resilienz entlang der Supply Chain ganz oben auf der Agenda. Das sind die zentralen Ergebnisse der 3. DVSI Corona-Umfrage unter Spielwarenherstellern von Mitte Januar.

Die Corona-Pandemie hat auch in der erfolgsverwöhnten Spielwarenbranche ihre psychologischen Spuren hinterlassen. Sie ist damit ein Spiegelbild der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. Ging die deutsche Wirtschaft noch im 3. Quartal von einer Erholung in 2021 aus, trat wenige Monate später Ernüchterung ein. So zeigte sich die Mehrheit der Befragten bei der ersten DVSI Corona-Umfrage von März 2020 noch optimistisch über den weiteren Geschäftsverlauf, erwarten 10 Monate später 50 Prozent der Befragten leichte bis starke negative Effekte – trotz eines zurückliegenden Boomjahres. 

Die Verschiebung der Spielwarenmesse wegen Corona in den Sommer dürfte ebenfalls für eine Eintrübung gesorgt haben. 44 Prozent der Hersteller erwarten dadurch leichte bis starke negative Effekte. Vor allem Anbieter aus der Mehrbranchengruppe (80 Prozent) und Holzspielwaren/Kunsthandwerk (60 Prozent) glauben das. „Die Ergebnisse sind keine Überraschung“, sagt DVSI-Geschäftsführer Ulrich Brobeil. „Gerade die Anbieter von Holzspielwaren und Trendartikeln brauchen Präsenzmessen. Sie sind zudem stärker auf den stationären Handel angewiesen als große Marken, die besonders vom Online-Boom profitieren konnten. Der erneute Lockdown und die Unwägbarkeiten, wie sich die europäischen Märkte für die Hersteller entwickeln, dürften zusätzlich die Stimmung eingetrübt haben.“ Besonders zuversichtlich blicken die Warengruppen Modelleisenbahn/Zubehör (61 Prozent), Modellbau & Hobby (60 Prozent) und Games/Puzzles/Lernen (54 Prozent) nach vorne, die bereits im abgelaufenen Jahr mit ihren Beschäftigungsangeboten zu den Markttreibern zählten. So konnte allein der Bereich Games/Puzzles 2020 um 21 Prozent zulegen.

Die Pandemie wird nachhaltige Spuren in der Handelslandschaft hinterlassen. Davon zeigen sich die Spielwarenhersteller überzeugt. Sie reagieren mit einer Doppelstrategie auf das veränderte Konsumverhalten der Deutschen. So glauben nur 7 Prozent der Befragten, dass die Kunden wieder voll und ganz in den stationären Spielwarenhandel zurückkehren, 54 Prozent aber, dass das nur teilweise gelingt. 

Folgerichtig steht für 65 Prozent der Ausbau des Vertriebs über eigene Webshop-Lösungen und die Nutzung von Social Media (61 Prozent) ganz oben auf der Agenda. Dennoch, die Spielwarenhersteller wissen um die Bedeutung des stationären Spielwarenfachhandels als Schaufenster und Erlebnisort für die Kunden. 50 Prozent wollen auch in diesem Jahr gezielt diesen Vertriebskanal unterstützen, wie sie es bereits im ersten Lockdown durch diverse Maßnahmen praktiziert haben. Darüber hinaus erwarten die Spielwarenhersteller mehr Unterstützung durch die Politik. Hier sehen 70 Prozent der Befragten erheblichen Nachbesserungsbedarf, vor allem was die Unterstützungsmaßnahmen anbelangt. „Das könnte u.a. auch ein Indiz dafür sein“, sagt Ulrich Brobeil, „dass unsere Mitglieder genau wissen, welche besonderen Lasten der stationäre Spielwarenhandel gegenwärtig zu tragen hat.“

Die Pandemie hat auch Einfluss auf das Thema Nachhaltigkeit. Zeigten sich im Oktober 2019 fast zwei Drittel bei der Umfrage zum jährlichen DVSI Index davon überzeugt, dass ökologische Nachhaltigkeit ein Thema mit hoher wirtschaftlicher Relevanz für die Spielwarenindustrie geworden ist, hat es aktuell etwas an Bedeutung verloren. Gleichwohl, 17 Prozent glauben, dass die Pandemie sogar ein Treiber für mehr ökologische Nachhaltigkeit sein kann. „Natürlich stehen aktuell wirtschaftliche Aspekte im Fokus der Hersteller“, sagt Ulrich Brobeil, „aber die Daten zeigen, dass ökologische Nachhaltigkeit uns in den nächsten Jahren weiter begleiten wird.“ 2020 war ein schwieriges Jahr für neue Lizenzthemen, weil diverse Kinofilme verschoben wurden oder ins Netz abwanderten. „Davon profitieren zwar die Klassiker“, so Ulrich Brobeil weiter, „aber die Spielwarenbranche, in der rund 20 Prozent des Umsatzes mit Lizenzthemen generiert wird, lebt auch von neuen Blockbustern oder der Einführung von neuen Charakteren.“ Auch die Flaute im Kino trägt nicht zur Stimmungsaufhellung bei. 

Auf ein fulminantes Jahr 2020 blickt die Warengruppe Games/Puzzles zurück. Einzelne Hersteller verzeichneten sogar eine Umsatzsteigerung von bis zu 40 Prozent. Die positive Entwicklung dürfte sich auch 2021 fortsetzen, wie die DVSI-Umfrage nahelegt. „Ich bin allerdings ein wenig überrascht“, sagt Ulrich Brobeil, „welchen Aufschwung gerade die Puzzles genommen haben. Offensichtlich ist es den Herstellern nicht nur gelungen, durch attraktive Motive die Anhänger des Hobbys zu überzeugen, sondern auch mit neuen Story-Puzzles weitere Zielgruppen anzusprechen.“ Storytelling ist also auch beim Puzzle angekommen. Die Fans dieser Freizeitbeschäftigung dürfen sich jedenfalls auf den 29. Januar freuen. Dann ist Internationaler Puzzletag.

Seefrachtpreise aus China „explodieren“

Weltweit hat die Corona-Pandemie erneut Fahrt aufgenommen, was sich zunehmend auch wieder auf unsere Lieferketten auswirkt. Die Transportpreise explodieren und es ist eine Verknappung des Schiffsraums aus Asien zu beobachten. Und es geht dabei nicht nur um Verknappung und extreme Verteuerung, sondern auch schlichtweg und veränderte Anlieferung. So informierte ein Spielwarenimporteur SPIELZEUGinternational, dass z. B. eine Spielwarenlieferung aus China nicht wie geplant in einem deutschen Hafen, sondern in Piräus angeliefert worden sei und der Importeur für die Weiterverfrachtung sorgen musste – mit entsprechendem Mehr- und Zeitaufwand.

Der DVSI hat seinen Experten Markus Schering gebeten, die aktuelle Entwicklung, welche noch eine längere Zeit am Markt relevant sein wird, aufzuzeigen, damit die Branche auf die kommenden Wochen und Monate vorbereitet ist. Sicherlich wird die aufgezeigte Entwicklung für die DVSI-Verbandsmitglieder – und andere – noch eine längere Zeit am Markt relevant sei. Vielleicht, so schreibt DVSI-Geschäftsführer Ulrich Brobeil, ist das auch ein Anlass, über Möglichkeiten der Kooperation von Verladern – auch aus unserer Branche heraus – gemeinsam nachzudenken. Interessierte können sich hier bei ihm melden.

Eine Information zur aktuellen Transportsituation von Markus Schering, Schering Consulting UG, im Dezember 2020: 

Zum aktuellen Zeitpunkt explodieren die Transportpreise regelrecht und es ist eine Verknappung des Schiffsraums aus Asien zu beobachten. Doch welche Gründe hat dies? Im Folgenden möchten wir Ihnen gerne einen kleinen Überblick über die Situation geben, damit Sie vorbereitet sind auf die kommenden Wochen und Monate. 

Die Entwicklung der Seefrachtpreise ist eine direkte Folge der massiven Nachfrage von Containerequipment auf den Pazifikrouten, insbesondere Asien – USA, sowie der generell hohen Nachfrage weltweit. Durch diese extrem hohe Nachfrage nach Produkten in europäischen und amerikanischen Ländern werden Waren weltweit in großen Mengen aus Asien importiert, aber nicht in ausreichendem Umfang zurück nach Asien exportiert. Dies führt zu einem Ungleichgewicht in der Verteilung der Leercontainer. In Asien fehlen diese und in den USA und Europa stapeln sich Container, da der Export von Europa und den USA nach Asien für die Reeder nicht wirtschaftlich genug ist und durch die Kunden kaum nachgefragt wird. 

Grundlage dieser Entwicklung sind pandemiebedingte Nachfrageanstiege in den größten Wirtschaftsnationen der Welt. Neben einem Anstieg der Nachfrage nach pharmazeutischen und medizinischen Produkten sind es vor allem Produkte zur Sanierung, Renovierung und Verschönerung, die die Unternehmen der Branche DIY, Haus, Heim und Garten im Zuge des sog. Cocooning-Effekts verstärkt ordern. 

Die Folge: enorme Warenbestände in den Lägern und Häfen, auf Wochen ausgebuchte Frachtschiffe, fehlende Containerkapazitäten – und die Frachtraten steigen! 

Spätestens seit dem chinesischen Nationalfeiertag am 1. Oktober 2020 und der anschließenden „Golden Week“ hat sich die Marktsituation für Importe aus Asien nach Europa weiter zugespitzt. Eine Entwicklung, die am Shanghai Containerized Freight Index (SCFI) ablesbar ist: lag der Seefrachtpreis für einen 20‘ Standard Boxcontainer im April 2020 bei USD 725, so ist der Preis im November 2020, gemäß dem SCFI aktuell bei USD 1.644. Dies entspricht einem Anstieg von knapp +127%. Für 40‘ High Cube Container ist die Entwicklung ebenso dramatisch. Lange Zeit wurde für den Import eines 40’ High Cube Containers von Shanghai nach Hamburg eine Seefrachtrate von USD 950 bis 1.150 bezahlt. Mit dem Stand 16.11.2020 waren Unternehmen froh, wenn sie einen Preis unter USD 2.835 zahlen mussten, gemäß WCI – World Container Index. Ein Anstieg von immerhin +147% bis +198%. Ende November sind die durchschnittlichen Preise bereits bei über USD 5.000. 

Zusätzlich werden Terminlieferungen durch die Reedereien mit einem „Priority Zuschlag“ belegt, der bei vielen Reedereien einen USD 1.000 Aufschlag ausmacht. Doch sind auf der anderen Seite die Termine kaum haltbar, da es permanent zu „blank sailings“ oder eben zu hoffnungslos überbuchten Schiffen kommt. Container werden „gerollt“, wie es so schön im Fachjargon heißt, Schiffsabfahrten fallen einfach weg, da Häfen nicht mehr angefahren werden, die Rotation von Schiffen wird geändert oder sie fahren langsamer. Steigende Preise bei fallender Qualität – ist das die neue Realität im Seefrachtbereich? 

Verschärfend kommt hinzu, dass die Reedereien bevorzugt Waren von Asien nach Amerika und eben nicht in Richtung Europa verschiffen. Die Laufzeit von Shanghai nach Los Angeles z.B. beträgt ca. 16 Tage, nach Hamburg hingegen im Durchschnitt 35 

Tage. In Amerika zahlt man für den Import eines 40‘ High Cube Containers ca. USD 5.000. Bei einem Tagessatz von USD 313 (Asien – USA) im Vergleich zu USD 81 (Asien – Europa) ist einleuchtend, warum sich die Reedereien momentan mit Transporten nach Europa schwertun und die Preise dramatisch erhöhen. 

Diese Situation ist auch für den kompletten asiatischen Raum festzustellen. Insbesondere für den indischen Subkontinent (Indien, Pakistan, Bangladesch) ist die Entwicklung dramatisch. Schiffe „stapeln“ sich vor den großen Häfen und warten auf Abfertigung. Container fehlen hier genauso wie in China. 

Fraglich ist, ob der Import aus Asien per Bahn oder LKW eine Alternative darstellt. Diese werden in letzter Zeit oft als vermeintliche Heilsbringer vermarktet, doch stellt sich die Situation eigentlich nicht anders dar: für Bahnverladungen fehlt ebenfalls das notwendige Leerequipment und die Züge sind bis auf den letzten Platz ausgebucht, folglich steigen auch hier die Preise momentan zwischen 60 – 80 %. 

Durch coronabedingte Maßnahmen ist der LKW-Transport derzeit auch keine erfreuliche Alternative, die Laufzeiten der LKW Importe aus Asien haben sich deutlich verlängert: die üblichen 12 – 16 Tage Laufzeit haben sich um mehr als eine Woche verlängert, die Preise sind um rund ein Drittel gestiegen. 

Und die Aussichten? Solange keine neuen Wettbewerber der großen Reedereien auf den Markt treten oder großflächige Alternativen zur Seefracht den Markt durchdringen, werden die Preise bei gleichbleibenden Kapazitäten und größer werdenden Nachfragen steigen. Im Verlauf des aktuellen Jahres kann beobachtet werden, dass ab Ende August 2020 die Raten stetig und konstant gestiegen sind. Auch wenn sich dieser Trend in den kommenden Monaten wieder abschwächen dürfte, sehen Seefracht-Experten die Frachtraten im Jahr 2021 auf einem hohen Niveau: es wird erwartet, dass sich die Raten in einem Korridor von USD 1600 bis 2100 US-Dollar bewegen werden. Zusätzlich werden die üblichen Anpassungen bei den Treibstoffkosten Einfluss auf die Ratenentwicklung haben, wenn der Rohölpreis mittelfristig durch eine sich erholende Weltwirtschaft wieder steigen wird. 

Im laufenden Jahr hat die Corona-Krise gerade in der 2. Jahreshälfte deutliche Spuren in der Frachtschifffahrt hinterlassen; für das Jahr 2021 rechnen Experten der UNCTAD mit einer Erholung des Seefrachtmarktes und einem Wachstum von 4,8 Prozent. Weiterhin sind auf der Angebotsseite weitere marktverändernde Reedereizusammenschlüsse zu erwarten, wie die kürzlich erfolgte Übernahme von DAMCO durch Maersk gezeigt hat. Insofern wird 2021 sicherlich ein sehr spannendes, aber auch herausforderndes Jahr für alle Marktakteure. Was bedeutet das für die Importe unserer Branche? Nur über die unternehmens- übergreifende Kollaboration in Form eines BCO-Netzwerks werden in Zukunft die kleinen und mittleren Verlader im konzentrierten Markt der Carrier die benötigten Services und Preise generieren können. Am Markt bereits befindliche Modelle zeigen den erfolgreichen Weg dieser Form der Logistikkooperation.

Gipfeltreffen mit Bundeswirtschaftsminister Altmaier / Lob von Entwicklungsminister Dr. Gerd Müller für die Spielwarenbranche

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier lud am 22. Oktober Vertreter von Wirtschaftsverbänden zur dritten Videokonferenz, um sich über die Situation von Unternehmen und einzelner Branchen auszutauschen.

An der Konferenz nahmen ca. 35 Vertreter zahlreicher Spitzenverbände der Industrie und des Mittelstands wie der DVSI teil. Schwerpunkte der Gespräche waren die aktuellen Entwicklungen der Corona-Pandemie und die staatlichen Unterstützungsmaßnahmen, aber auch der Entwurf für die Eckpunkte des Sorgfaltspflichten¬gesetzes.

Peter Altmaier betonte, dass die Bundesregierung die Wirtschaft auch über die bereits erfolgten Unterstützungsmaßnahmen, die derzeit ein Volumen von ca. 70 Mrd. EURO erreicht haben, mit einem „Fitness-Programm“ unterstützen wird, räumte allerdings ein, dass es schwierig sei, jedem gerecht zu werden. Gleichzeitig bekräftigte der Bundeswirtschaftminister seine ablehnende Haltung gegenüber einem Lieferkettengesetz, das in der aktuellen Situation für den Mittelstand kontraproduktiv sei. Altmaier rechnet für 2021 mit einem deutlichen gesamtwirtschaftlichen Wachstum.

DVSI-Geschäftsführer Ulrich Brobeil wies in seinen Ausführungen darauf hin, dass die produzierenden Unternehmen der Spielwarenbranche, aber auch der Handel von der Pandemie sehr unterschiedlich hart getroffen werden. Das Segment Karneval und Festartikel, das sich durch die Absage aller Veranstaltungen seit fast 7 Monaten in einem Quasi-Lockdown befindet, steht vor einem wirtschaftlichen Kollaps. Der DVSI würde sich gerade für diesen Produktbereich weitere Finanzierunghilfen wünschen, um einen flächendeckenden Aderlass einer klein- und mittelständischen Branche zu vermeiden.

Ausdrücklich hob der DVSI-Geschäftsführer die Rolle des stationären Spielwarenhandels hervor, der nach wie vor ein zentraler Vertriebskanal für die Branche ist. „Die Spielwarenindustrie“, betonte Ulrich Brobeil seinen Stellenwert, „bleibt von der Krise durch die schlechte Lage des stationären Handels und erste Insolvenzen betroffen.“ Bei einem weiteren Lockdown sollte die Bundesregierung im Blick behalten, dass der stationäre Fachhandel nicht einseitig belastet wird wie etwa beim Lockdown im März. Drogeriemärkte, die weiterhin Spielzeug verkaufen durften, und der Onlinehandel waren eindeutige Nutznießer: „Es ist unser Anliegen, dass die Verödung der Innenstädte und die Marktkonsolidierung nicht weiter vorangetrieben wird.“ Insgesamt erhofft sich der DVSI von der Politik, dass die Bundesregierung eine Reihe von Maßnahmen wie die Gewährung von Soforthilfen fortsetzt und den verminderten Mehrwertsteuersatz auch¬ 2021 beibehält. Über die Forderungen und Wünsche der Spielwarenbranche informierte der DVSI im Anschluss der Videokonferenz auch führende Landes- und Bundespolitiker sowie die über 100 DVSI Botschafter des Spielens.

SPIELZEUGBRANCHE POSITIONIERT SICH ALS VORREITER

Regelmäßig informiert der DVSI Sie über das Vorhaben der Bundesregierung, noch in dieser Legislaturperiode ein Lieferkettengesetz zu verabschieden. Ziel des Gesetzes ist es, dass Menschrechte und ökologisch-soziale Mindeststandards in den Wertschöpfungsketten deutscher Unternehmen, also auch in der Spielzeugindustrie eingehalten werden. Der Entwurf für die Eckpunkte dieses Sorgfaltspflichtengesetz liegt inzwischen vor. Laut Bundesregierung sollen die Berichtspflichten so aufwandsarm wie möglich und Synergieeffekte mit bereits implementierten Systemen genutzt werden. Über einzelne Eckpunkte wie Unternehmensgröße und Haftungsfragen gibt es in der Koalition eine Kontroverse. Nach Einschätzung des DVSI wird das Gesetz aber noch in dieser Legislaturperiode kommen.

Der DVSI leistete in dem komplexen Gesetzgebungsverfahren mit zahlreichen Expertenanhörungen seinen Beitrag und steht mit dem BMZ seit 2016 im Austausch. Diese konstruktive Haltung würdigte jetzt der Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Dr. Gerd Müller. In seinem Schreiben an DVSI Geschäftsführer Ulrich Brobeil betonte der Minister, dass er sich sehr freue, „dass der DVSI einer der privatwirtschaftlichen Akteure ist, der sich bereits seit Jahren für menschenwürdige Arbeit und Nachhaltigkeit entlang globaler Lieferketten einsetzt.“ Außerdem hob der Entwicklungsminister das Engagement des Verbandes hervor, eine aktive Rolle in der neuen Fair Toys Organisation einzunehmen. Die Spielzeugbranche, so sein Fazit, würde mit gutem Beispiel vorangehen.

Ulrich Brobeil meint dazu: „Das Schreiben freut uns. Es bestätigt unsere Strategie, auch in kritischen Diskursen eine aktive, konstruktive Rolle einzunehmen statt nur Beobachter von Veränderungsprozessen zu sein.“

DVSI: ToyRiders auf Mofa-Tour

ToyRiders go Mofa: Mein Leben, meine Leidenschaft, meine Freiheit!

Die Faszination für alles Motorisierte verlässt die DVSI ToyRiders auch in Zeiten der Pande­mie nicht. Am 11. September 2020 trafen sich neun Zweitaktfans in Münsingen, um auf legendären Original-Mofas aus den 70er- und 80er Jahren das Gefühl von Freiheit und blauen Dunst einzuatmen zu können. Die Tour, zugleich ein Déjà-vu der ersten schwärmerischen Liebe, führte die ToyRiders in einer fünfstündigen Rund- und Bildungstour durch das Biosphärengebiet Schwäbische Alb in Baden-Württemberg. Zurückgelegt wurden bei perfektem Mofa-Wetter rund 50 km. Begleitet wurden die ToyRiders von einem historischen Feuerwehrfahrzeug, das als „Lumpensammler“ sprich Versorgungswagen für schwächelnde Mofas diente. 

Die pubertären Pickel sind längst weg, die erste Freundin aus Schülerzeiten oft auch, der zarte Bartpflaum ist gewichen, die tägliche Rasur meist unumgänglich, die Haare sind lichter und die Falten zahlreicher geworden, aber die frühe Leidenschaft für alles Motorisierte ist in allen Stürmen des Lebens geblieben. Die ToyRiders, die ihre für Juni geplante Tour nach Bella Italia absagen mussten, „knatterten“ dafür auf kultigen Zweitaktern bei Spitzengeschwindigkeiten um die 25 km/h über die Schwäbische Alb. Zur Tour zählten interessante Stopps, verbunden mit kulinarischen Genüssen. 

Magere 1,5 PS statt satte 200 PS, Vespa Ciao, Hercules M 5 und Prima 4 N statt Ducati Panigale BMW R 1250 GS – gravierender hätte das Downsizing für die ToyRiders bei der Rundfahrt über die Schwäbische Alb kaum ausfallen können. Dem Fahr­spaß tat das keinen Abbruch, ganz im Gegenteil. DVSI-Geschäftsführer Ulrich Brobeil, der auf das Start-up „Das Rad der Zeit“ aufmerksam geworden war, fühlte sich wie in einen Jungbrunnen getaucht. „Ich erinnere mich noch genau“, sagt Ulrich Brobeil. „Der Traum von Freiheit liegt jetzt vierzig Jahre zurück und hieß Hercules Prima 5S. Das höchste der Gefühle war damals für mich wie bestimmt für die allermeisten ToyRiders das gerade noch so erschwingliche Mofa. Sabine und Elke kamen erst weit dahinter. An meinem 15. Geburtstag war es dann soweit! Auf einmal war ich erwachsen, Zweitaktmischung in den kleinen Tank und die große Freiheit mit 25 km/h vor mir. Dieses Gefühl von kleinen Königen hatten wir 40 Jahre später bei der gemeinsamen Fahrt über die Schwäbische Alb wieder, auch wenn uns so mancher Senior mit seinem E-Bike überholte.“ Mit der Rundfahrt dürfte der DVSI genau den Nerv der Zeit getroffen haben, sucht doch nahezu jeder in Zeiten von Arbeitsverdichtung, Geschwindigkeitswahn und neuer Nachdenklichkeit ein Gegenmittel zur Beschleunigung. Die ToyRiders-Tour 2020 stand ganz im Zeichen der Entschleunigung und des Genießens.